Es ist schon paradox: Dragonettis Lieblings- und Paradestück „The Famous Solo“, im Original für Kontrabass und Orchester, ist heute weithin unbekannt. Am virtuosen Werk selbst kann es nicht liegen, eher schon an der unübersichtlichen Quellenlage und den verschiedenen Fassungen. Tobias Glöckler präsentiert mit seiner Edition erstmals Dragonettis autograph überliefertes Arrangement für Kontrabass und Streichquartett. Für diejenigen, die die Orchesterfassung einstudieren wollen, bieten wir zusätzlich einen Klavierauszug an, der auf einer zeitgenössischen Vorlage beruht. Mit dieser Ausgabe kann das „Berühmte Solo“ ganz nach Bedarf in Solo- und Orchesterstimmung aufgeführt werden – Klavierauszüge und Quartettstimmen in e-moll und fis-moll liegen bei.
Inhalt/Details
- "The Famous Solo" für Kontrabass und Orchester
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Vorwort
Domenico Dragonetti (1763 – 1846), genannt „Il Drago“, gilt als berühmtester Kontrabassist seiner Zeit. Aus ärmlichen Verhältnissen stammend, war er seit 1787 Mitglied der angesehenen Cappella di San Marco in Venedig. Dank solistischer Erfolge erhielt Dragonetti schon bald lukrative Angebote aus dem Ausland. Wie viele seiner Landsleute entschied er sich für … weiter
Kritischer Bericht
Über den Komponisten

Domenico Dragonetti
Ein italienischer Kontrabassist und Komponist. In London etablierte er seine spezielle Bogentechnik: Diese ermöglichte eine expressive, virtuose Spielweise, die über die Grenzen Londons hinaus, so bspw. von Gioacchino Rossini am Pariser Konservatorium, eingeführt wurde. Neben anspruchsvollen, solistischen und kammermusikalischen Werken für Kontrabass schrieb er Vokalmusik und verfasste Bearbeitungen eigener und fremder Werke.
1763 | Er wird am 7. April in Venedig geboren. Autodidaktisch erlernt er Violine und Gitarre. |
um 1775 | Er wird von Michele Berini, Kontrabassist der Cappella di San Marco, ausgebildet. Schnell erhält er Engagements an verschiedenen Opernhäusern. |
um 1781 | Er wird in die venezianische „Arte dei Suonatori“ aufgenommen. |
1787–99 | Er ist Mitglied der Cappella di San Marco. |
1795 | Er begegnet Joseph Haydn. |
1799 | In Wien spielt er die Cellosonate op. 5 Nr. 2 Ludwig van Beethovens und steht dabei mit dem Komponisten selbst auf der Bühne. Er lässt sich in London nieder. Hier feiert er große Erfolge als Solist, Kammermusiker und Solobassist am King’s Theatre, der Philharmonic Society und den Ancient Concerts. |
1808–ca. 1814 | Im Zuge einer längeren Reise gelangt er nach Wien. Hier lernt er Simon Sechter kennen, der Begleitungen und Bearbeitungen zu einigen seiner Werke für Kontrabass verfasst. |
1839 | Er wird Mitglied der Accademia di Santa Cecilia in Rom. |
1845 | In Bonn engagiert er sich im Rahmen des Beethovenfestes. |
1846 | Er stirbt am 16. April in London. |
Über die Autoren
Auch bei dieser Urtextausgabe hat Tobias Glöckler umfassende Quellenarbeit geleistet, alle Entscheidungen bei unklarem Quellenmaterial sind im Anhang genau dokumentiert. (...) Hohe Druckqualität und durchdachte Seiteneinteilung (keine Blätter-Probleme) machen die Arbeit mit diesem Material angenehm. (...) Man darf sich auf den (Wieder-)Einzug von Dragonettis "Famous Solo" in die Konzertprogramme von Kontrabassisten und Kammermusikensembles freuen!
The piano reduction, which bears a very close relationship to one of the original piano accompaniments, is consistently excellent. The solo part is characteristically clean and clear, and editorial notes are clear and comprehensive, Glöckler is to be congratulated on his continuing careful scholarship, breathing new life into yet another standard repertoire item, thereby furthering a remarkable spate of interest in compositions of this great virtuoso of former days.
Dragonettis "Famous solo", im Original für Kontrabass und Orchester, ist heute weithin unbekannt. Die Musik ist dabei immer noch so spritzig und originell wie am ersten Tag. Eher scheint es so, dass seit 150 Jahren keine vernünftige Ausgabe erschienen ist und das clevere Werk erst jetzt in sorgfältig erstellten Urtextausgaben erschienen ist.
La presente edizione è estremamente curata da tutti i punti di vista: prefazione e note esaustive, parti per contrabbasso e quartetto d'archi (due violini, viola, violoncello) e per contrabbasso e pianoforte sia in Mi minore/Sol Maggiore che in Fa# minore/La Maggiore, in modo che il contrabbasso possa suonare sia in accordatura da orchestra che in accordatura da solista.