Die gemeinhin als „Sonate“ bezeichnete Komposition „1.X.1905“ entstand im Herbst 1905 auf dem Höhepunkt der Unruhen zwischen der tschechisch- und deutschsprachigen Bevölkerung in Janáčeks Heimatstadt Brünn. Als Reaktion auf den gewaltsamen Tod eines tschechischen Arbeiters schrieb Janáček eine dreiteilige Komposition für Klavier mit dem ursprünglichen Titel „Von der Straße, am 1. Oktober 1905“. Unzufrieden mit dem Werk, soll Janáček aber noch vor der Uraufführung zunächst den dritten Satz im Kamin verbrannt und dann die verbliebenen zwei Sätze in die Moldau geworfen haben. Auch eine Abschrift dieser ersten beiden Sätze, nach der später die Erstausgabe veröffentlicht wurde, ist heute verschwunden. Daher basiert die Urtextausgabe der Verlage G. Henle und Universal Edition ausschließlich auf der 1924 erschienenen Erstausgabe, die Janáček-Experte Jiří Zahrádka für die Edition sorgfältig auswertet und kommentiert.
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Vorwort
Leoš Janáčeks (1854 – 1928) Klavierstück 1. X. 1905 wurde durch einen tragischen Zwischenfall inspiriert, der sich in einer Zeit nationalistisch motivierter Unruhen in Brünn (heute Brno) ereignete. Die Stadt war damals noch weitgehend deutsch geprägt; im Jahr 1900 sah sich mehr als die Hälfte der Bevölkerung als deutsch- und nicht als tschechischsprachig an. Ab … weiter
Kritischer Bericht
Über den Komponisten

Leos Janácek
Er gilt heute als einer der Klassiker der Oper des 20. Jh.s, dessen Œuvre in Abkehr von der Oper des 19. Jh.s durch musikdramatischen Realismus geprägt ist. Früher war er durch Chor-, Kammer-, Orchesterwerke und durch seine Volksliedsammlungen bekannt.
1854 | Geboren am 3. Juli in Hukvaldy (Mähren) als Sohn eines Lehrers und Kantors. |
1866 | Chorist im Brünner Augustinerkloster; Musikunterricht bei Pavel Křížkovsky, Besuch der dt. Realschule. |
1869–72 | Ausbildung an der slawischen Lehrerbildungsanstalt, anschließend Lehrer und Chorleiter in Brünn. |
1874–75 | Studium an der Prager Orgelschule. |
1877 | Suite für Streicher. |
1879–80 | Studium am Konservatorium in Leipzig und 1880 in Wien, Kompositionen von Instrumentalmusik. |
1881 | Gründung einer Orgelschule in Brünn, die er selbst leitet. |
1884–88 | Rezensionen von Opernaufführungen des neu eröffneten Theaters in Brünn. |
1887 | Beginn der ersten Opernkomposition, „Šárka“. |
1890/99/1901 | Publikation von Volksliedsammlungen. |
1904 | Uraufführung der Oper „Jenůfa“ in Brünn, die ihm großen Erfolg bringt und seine bedeutendste Oper ist; sie thematisiert das Problem der Freiheit des Individuums in beengter Dorfgemeinschaft und gilt als realistisches Werk. |
nach 1905 | Er komponiert hauptsächlich Opern, die auf das Modell der „Jenůfa“ bezogen sind: 1903-07 „Osud“ (Das Schicksal); „Die Ausflüge des Herrn Brouček“ (1908–1920), „Káta Kabanová“ (1920–1921), „Das schlaue Füchslein“ (1922–1924), „Die Sache Makropulos“ (1923–1925), „Aus einem Totenhaus“ (1927/28) in Brünn. |
1926 | Sinfonietta. Concertino für Klavier, zwei Violinen, Viola, Klarinette, Horn und Fagott. Skizzierung des Violinkonzerts „Die Wanderung einer armen Seele“. |
1928 | Er stirbt am 12. August in Moravská Ostrava (Mähren-Ostrau). |