In seiner „Autobiographischen Skizze“ betonte Ravel im Rückblick die Bedeutung der 1906 erschienenen „Miroirs“ (HN 842) für die Entwicklung seiner Harmonik. Sie hätten „selbst diejenigen Musiker aus der Fassung gebracht“, „die bis dahin am stärksten mit meiner Kompositionsweise vertraut waren“. Dies schlägt sich insbesondere im vierten Stück der Sammlung, „Alborada del gracioso“ (= Ständchen des Hofnarrs), mit der häufigen Verwendung herber Dissonanzen nieder. Diese technisch wie musikalisch gleich reizvolle Genreszene voll mitreißender Einfälle und Rhythmen gehört heute zu den bekanntesten Klavierstücken des französischen Komponisten. Wir legen sie nun auch als Urtext-Einzelausgabe vor.
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Vorwort
Maurice Ravels (1875 – 1937) Alborada del gracioso („Morgenlied des Hofnarren“) ist das vierte Stück des fünfteiligen Klavierzyklus Miroirs („Spiegel“ bzw. „Spiegelbilder“) und ist dem Musikwissenschaftler und Musikkritiker Michel Dimitri Calvocoressi (1877 – 1944) gewidmet. Wie die Widmungsträger der anderen Miroirs-Stücke und Ravel selbst war … weiter
Kritischer Bericht
Über den Komponisten

Maurice Ravel
Ravel gehört zusammen mit Satie und Debussy zu den Neuerern, die sich mit der akademischen Ausbildung überwarfen und eine eigene, fortgeschrittene, bei Ravel durch russ. und span. Musik, aber auch durch Exotismen inspirierte Klangsprache schufen, ohne die Tonalität zu verlassen. Der Meister der Orchestration ging von Klavierwerken aus, die er orchestrierte: Klavierlieder und Klavierwerke existieren gleichberechtigt in Orchesterfassungen.
1875 | Er wird am 7. März in Ciboure geboren; Umzug der Familie nach Paris im selben Jahr. |
1882 | Unterricht in Klavier, Theorie und Komposition. |
1889 | Beginn des Studiums am Pariser Conservatoire, an dem er nie einen Abschluss erreicht. |
um 1893 | Einfluss durch Chabrier und Satie. |
1901 | „Jeux d’eau“ für Klavier in neuer „impressionistischer“ Klangsprache, ebenso „Miroirs“ (1904-05). |
1903 | „Shéhérazade“ für Singstimme und Klavier-/Orchesterbegleitung mit orientalischer Klangsprache. |
1905 | Affäre um die dritte Rompreis-Bewerbung Ravels. |
1907 | Die Uraufführung der „Histoires naturelles“ nach Jules Renard löst bei Publikum und Kritikern Befremden aus. |
1907–08 | Rhapsodie espagnole für Orchester. |
1908/10 | „Ma mère l’oye“ für Klavier vierhändig, 1911 als Ballett. |
1911 | Uraufführung der Oper „L’Heure espagnole“ in Paris. |
1911/12 | „Valses nobles et sentimentales“ für Klavier/Orchester. 1912 Uraufführung des Balletts „Daphnis et Chloé“. |
1914/19 | „Le tombeau de Couperin“ für Klavier/Orchester nimmt den kommenden Neoklassizismus vorweg. |
ab 1920 | Viele Konzertreisen durch Europa und die USA. |
1925 | Uraufführung der Oper „L’Enfant et les sortilèges“. |
1928 | Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Oxford. „Boléro“ für Orchester. |
1929–31 | Klavierkonzert G-Dur mit Jazzelementen. |
1937 | Er stirbt am 28. Dezember in Paris. |