Dem Mythos der „letzten Gedanken“ der großen Meister setzte Satie seine „Vorletzten Gedanken“ (Avant-dernières Pensées) in gewohnt humoristischer Manier entgegen. Alle drei höchst aparten Stücke in klangsinnlichem Klaviersatz enthalten, wie in seinen Klavierwerken seit 1912 üblich, als Subtext jeweils eine kleine, in den Notentext eingedruckte skurrile Geschichte, die mehr oder weniger stark mit der klingenden Musik verknüpft ist. Als Widmungsträger für seine „vorletzten Gedanken“ wählte Satie prominente Zeitgenossen: Claude Debussy (für Nr. 1 „Idylle“), mit dem er eng befreundet war, Paul Dukas (Nr. 2 „Aubade“, zu Deutsch etwa „Morgenständchen“), dessen Musik er sehr schätzte, und Albert Roussel (Nr. 3 „Méditation“), seinen früheren Kontrapunktlehrer an der Pariser Schola Cantorum.
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- Avant-dernières Pensées
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Vorwort
Erik Satie (1866–1925) komponierte seine Avant-dernières Pensées (Vorletzte Gedanken) Ende August und Anfang Oktober 1915. Sie beschließen jene zwischen 1912 und 1915 vornehmlich im Café Chez Tulard in Arcueil (siehe Robert Orledge, Satie the Composer, Cambridge 1990, S. 18 f.) komponierte Folge zyklischer Klaviermusik, die in der Literatur als „Klavierstücke mit … weiter
Kritischer Bericht
Über den Komponisten

Erik Satie
Avantgardistischer Komponist mit äußerst individuellem Œuvre um 1900 in Paris.
1866 | Er wird am 17. Mai in Honfleur geboren. |
1874 | Orgelunterricht und Einführung in den gregorianischen Choral, der sich prägend auf sein Schaffen auswirkt: „Quatre Ogives“ für Klavier (1886) und „Messe des Pauvres“ für Orgel (1895). |
1879–87 | Studium am Pariser Conservatoire. |
ab 1887 | Am Montmartre verdient er seinen Lebensunterhalt u.a. als musikalischer Leiter des Schattentheater des Chat-Noir und Pianist an der Auberge du Clou. Er übernimmt die Tonsprache der Music-Hall und des Kabaretts: z. B. „Trois morceaux en forme de poire“ für Klavier vierhändig (1903). |
1888/89 | Entstehung der ersten „Gymnopédies“ und „Gnossiennes“ für Klavier. |
1891–92 | Er schließt sich dem exzentrischen Kreis des „Ordre de la Rose-Croix Catholique du Temple et du Graal“ um Sâr Péladan an und komponiert für sie avantgardistische Musik: „Le fils des étoiles“ (Bühnenstück) mit Quartschichtungen, „Trois Sonneries de la Rose + Croix“. |
1893 | „Vexations“ für Klavier, das 840-mal zu wiederholen ist. |
1905–08 | Studium an der Schola cantorum in Paris, um seine Kompositionstechnik zu verbessern. |
1911 | Die Aufführungen seiner Kompositionen durch Ravel bringen ihm Anerkennung als Komponist. |
ab 1912 | Neue kompositorische Phase: Klavierstücke, deren unterlegte, zu lesende Texte den musikalischen Ablauf (Verfremdung von Modellen) zusätzlich konterkarieren: „Véritables préludes flasques (pour un chien)“ (1912), „Descriptions automatiques“ (1913), „Sports & Divertissements“ (1914), „Sonatine bureaucratique“ (1917). |
1916/17 | Ballett „Parade“ mit Cocteau und Picasso. |
1917/18 | „Socrate (drame symphonique)“ als eines der Hauptwerke des Neoklassizismus. |
1925 | Er stirbt am 1. Juli in Paris. |