Nach der Oboen- und Klarinettensonate bildet die Fagottsonate den Abschluss der Bläserkompositionen aus Saint-Saëns’ Todesjahr 1921 – zur außerdem geplanten Sonate für Englisch Horn kam es nicht mehr. Das humorvolle, technisch nicht allzu anspruchsvolle Werk lässt kaum ahnen, dass sich der Komponist mit diesem Instrument nicht sonderlich vertraut fühlte. In einem Brief gestand er seinem Verleger, dass er lieber einen Blick ins Lehrbuch geworfen habe, um sich bei einer hohen Stelle über den Tonumfang des Fagotts zu vergewissern. Probespiele mit dem späteren Widmungsträger Léon Letellier verliefen jedoch für beide zu höchster Zufriedenheit. Für die Veröffentlichung unserer Urtextausgabe dieser Sonate stand erstmals auch das Autograph zur Verfügung.
Inhalt/Details
- Fagottsonate op. 168
Youtube
Vorwort
Camille Saint-Saëns (1835–1921) hat eine ganze Reihe von KammermusikKompositionen in ungewöhnlichen oder zumindest unüblichen Besetzungen geschrieben. Erinnert sei nicht nur an die berühmten Zusammenstellungen des Septetts op. 65 (1890) für Trompete, Streichinstrumente und Klavier und des Carnaval des animaux (1886) für Streichinstrumente, Flöte, Klarinette, Harmonika, … weiter
Kritischer Bericht
Über den Komponisten

Camille Saint-Saëns
Saint-Saëns war einer der vielseitigsten Musiker in der 2. Hälfte des 19. Jh.s in Frankreich. Der als Klassizist geltende Komponist schrieb auch Stücke impressionistischen Klangcharakters und eine Komposition mit Vierteltönen. Als Kritiker und Musikschriftsteller war er an den ersten Gesamtausgaben von Rameau und Gluck beteiligt.
1835 | Er wird am 9. Oktober in Paris geboren. Frühe umfassende Ausbildung. |
1848–52 | Studium am Conservatoire in Paris. |
1853 | Organist an St. Merry in Paris. |
1853–59 | Erste große Werke: 1. und 2. Sinfonie op. 2 (1853) und op. 55 (1859), 1. Klavierkonzert op. 17 (1858), 1. Violinkonzert op. 20 (1859), Messe op. 4 (1856); er versucht, zu individuellen Formen zu kommen. |
1857–77 | Organist an der Madeleine. |
1861–65 | Er unterrichtet an der École de Musique Classique et Religieuse Niedermeyer. |
1871 | Gründung der Société Nationale de musique. |
1871–77 | Komposition von Sinfonischen Dichtungen, „Le rouet d’Omphale“ (1871), „Phaéton“ (1873), „Danse macabre“ (1874), „La jeunesse d’Hercule“ (1877). |
1876 | Er besucht die Ring-Aufführung in Bayreuth. |
1877 | Aufführung der Oper „Samson et Dalila“ in Weimar. |
1881 | Mitglied der Académie des Beaux-Arts. |
1883 | Aufführung der Oper „Henry VIII“ in Paris. |
1885 | Publikation der Schrift „Harmonie et mélodie“. |
1886 | Aufführung der Orgelsinfonie (3. Sinfonie in c-Moll) in London: Hauptwerk mit Thementransformation nach Liszt’schem Vorbild. Komposition von „Le carnaval des animaux“, deren Publikation er lebenslang verbot. |
1899 | Publikation der Schrift „Portraits et souvenirs“. |
1900 | Kantate „Le feu céleste“ als Lob auf die Elektrizität zur Eröffnung der Exposition Universelle. |
1921 | Er stirbt am 16. Dezember in Algier. |
Über die Autoren
Spieltechnisch äußerst anspruchsvoll präsentiert sich diese Ausgabe als übersichtliche, mit dem Urtext kritische Fassung, die für den Interpreten viele neue Informationen birgt – sie könnte daher gerade für erfahrene Musiker sehr attraktiv sein.
Die hier vorliegende Urtextausgabe hat einen hohen Grad von Authentizität, was der Vergleich mit dreien uns vorliegenden älteren Ausgaben zeigt ... Diese Ausgabe wird unter Fagottisten und Pianisten ihre Freunde finden.