Dieser durchweg vierfarbig gedruckte Band ist verschiedenen Aspekten kreativer Prozesse bei Johannes Brahms gewidmet und führt diese nicht zuletzt durch die zahlreichen hochqualitativen Abbildungen eindrucksvoll vor Augen. In den 15 Beiträgen renommierter Quellenforscher steht Brahms nicht nur als Komponist, sondern auch als Bearbeiter eigener wie fremder Werke und als Widmungsträger im Blickpunkt; neben den Quellen zum Notentext werden auch Titelblätter und Kalendereinträge zum Ausgangspunkt spannender Erkundungen zur Werkgenese; mit der critique génétique werden dabei auch aktuelle Tendenzen der Literatur- und Musikwissenschaft in die Brahms-Forschung eingeführt. Ein ausführliches Personen- und Sachregister rundet den von Mitarbeitern der Johannes Brahms Gesamtausgabe in Kiel herausgegebenen und maßgeblich geprägten Forschungsüberblick ab.
Über die Autoren
Die ausgesprochen lange Publikationszeit von fünf Jahren (zwischen der Kieler Tagung 2011 und dem Erscheinen dieses Bandes 2016) verschmerzt man gern, wenn man die durchgehend hervorragende Qualität der Beiträge und durchdachte Anlage des Bandes betrachtet.
Doch fernab von dieser Entscheidung bietet dieser vorbildliche und hochwertige Band eine hervorragende Grundlage für die Beschäftigung in gleich zwei Feldern: dem Kompositionsprozess von Johannes Brahms und den Herausforderungen moderner Editionsphilologie, wie sie sich vor allem nach der Fruchtbarmachung der französischen »critique génetique« auch für die musikologische Skizzenforschung entwickelt hat.