Die d-moll-Chaconne ist zweifellos das berühmteste Stück aus Bachs 6 Sonaten und Partiten für Violine solo – kein Wunder, dass sie zahlreiche Bearbeitungen erfuhr. Johannes Brahms bewunderte, wie dort auf einem einzigen System „eine ganze Welt von tiefsten Gedanken und gewaltigsten Empfindungen“ notiert sei. Prompt legte er sich mit seiner Bearbeitung nur für die linke Hand eine vergleichbare Beschränkung auf und konstatierte begeistert: „Die ähnliche Schwierigkeit, die Art der Technik, das Arpeggieren, alles kommt zusammen, mich – wie ein Geiger zu fühlen!“ Die von Valerie Woodring Goertzen herausgegebene Henle-Urtextausgabe basiert auf dem Notentext der neuen Johannes-Brahms-Gesamtausgabe und bietet auch im Vorwort interessante Details zur Entstehungsgeschichte dieses ungewöhnlichen Werks.
Inhalt/Details
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Vorwort
Johannes Brahms (1833 – 97) gehörte im 19. Jahrhundert zu den größten Bewunderern der Musik Johann Sebastian Bachs (1685 – 1750). Die Chaconne aus der Partita d-moll BWV 1004 für Violine solo war ihm sowohl durch eigenes Studium als auch durch Aufführungen vertraut: Am 1. Mai 1853 gab Eduard Reményi das Stück bei einem gemeinsamen Auftritt mit Brahms in … weiter
Kritischer Bericht
Über den Komponisten

Johannes Brahms
Sein bedeutendes Œuvre umfasst Kammermusik, Klavierwerke, zahlreiche Chorkompositionen und Lieder (darunter Vertonung von Volksliedtexten) sowie große Orchesterwerke der 1870er- und 80er-Jahre. Seine Kompositionen sind durch das Verfahren der entwickelnden Variation geprägt. Er gilt als Antipode zur Neudeutschen Schule um Liszt und als Vertreter der absoluten Musik.
1833 | Er wird am 7. Mai in Hamburg als Sohn eines Musikers geboren. Mit 7 erster Klavierunterricht bei Willibald Cossel, anschließend bei Eduard Marxen, ab 1843 erste öffentliche Auftritte. |
1853 | Konzertreise durch dt. Städte, er lernt Schumann kennen, der ihn in seinem Aufsatz „Neue Bahnen“ als den kommenden großen Komponisten ankündigt. Zu Clara Schumann entwickelt sich eine lebenslange, innige Freundschaft. |
1854–57 | 1. Klavierkonzert d-Moll op. 15. |
1857–59 | Chorleiter, Pianist und Lehrer am Fürstenhof in Detmold. |
1859–61 | Leitung des Hamburger Frauenchors. |
1860 | Manifest gegen die Neudeutschen um Liszt. |
1863 | Kantate „Rinaldo“ op. 50. |
1863–64 | Leiter der Wiener Singakademie. |
1868 | Teilaufführung des „Deutschen Requiems“ op. 45 in Wien (Uraufführung des kompletten Werks 1869 in Leipzig) |
1871–74 | Künstlerischer Direktor der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. |
1873 | Haydn-Variationen op. 56a für Orchester. |
ab 1877 | Sein Sinfonisches Schaffen beginnt mit der 1. Sinfonie c-Moll op. 68 (begonnen 1862), der Komposition der 2. Sinfonie D-Dur op. 73, der 3. Sinfonie F-Dur op. 90 (1883), der 4. Sinfonie e-Moll op. 98 (1884-1885): kantable Themen, kammermusikalischer Duktus. |
ab 1878 | Italien-Reisen. |
1878 | Violinkonzert D-Dur op. 77 für Joseph Joachim. |
1881 | 2. Klavierkonzert B-Dur op. 83 mit Scherzo-Satz. |
1886 | Ehrenpräsident des Wiener Tonkünstlervereins. |
1897 | Vier ernste Gesänge op. 121. Er stirbt am 3. April in Wien. |