Mit dem einzigen Kontrabasskonzert von Johann Baptist Vanhal nehmen wir nach Dittersdorf (HN 759) und Hoffmeister (HN 721) ein weiteres Highlight der klassischen Bassliteratur in unseren Katalog auf. Das virtuose Werk ist nur in einer Stimmenabschrift im Nachlass des berühmten Kontrabassisten Johannes Sperger (1750–1812) überliefert, die aufgrund zahlreicher Nachträge im Solopart (vor allem hinsichtlich der Oktavierungen) manche Frage aufwirft. In unserer Urtextausgabe antwortet Tobias Glöckler darauf mit einem optimal für die Praxis aufbereiteten Notentext. Der Klavierauszug ist in zwei Tonarten (C- und D-dur) gesetzt, so dass dieses Werk in Solo- und Orchester-Stimmung spielbar ist. Außerdem ermöglicht eine weitere Stimme in Griffnotation, die eigens für die zu Vanhals Zeit gebräuchliche "Wiener Stimmung" entwickelt wurde, das sofortige Spielen in der klangvollen historischen Stimmung, ohne langwieriges Umlernen.
Inhalt/Details
- Kontrabasskonzert
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Vorwort
Von Johann Baptist Vanhal (1739 – 1813) ist nur ein einziges Kontrabasskonzert überliefert. Es gilt heute als eines der bekanntesten und meistgespielten klassischen Werke für Kontrabass und ist auch bei Probespielen und Wettbewerben längst zum unverzichtbaren Standard geworden. Das im Vanhal-Verzeichnis von Alexander Weinmann mit der Werknummer II h bezeichnete Konzert … weiter
Kritischer Bericht
Über den Komponisten

Johann Baptist Vanhal
Ein böhmischer Komponist und Violinist. Während sich seine frühen Kompositionen noch barocker Elemente bedienen, ist im Verlauf seines Schaffens ein Übergang zur Klassik deutlich erkennbar. Seine Bekanntheit zu Lebzeiten lässt sich insbesondere an den zahlreichen Drucken messen, die zur Verbreitung seiner Werke u.a. bis nach Frankreich und England beitrugen. Mit seinen Klavierkompositionen der späteren Jahre, die sich großer Beliebtheit erfreuten, reagierte er auf den zunehmenden Bedarf nach Klavierliteratur für den musikliebenden Laien. Darüber hinaus schuf er u.a. 76 Sinfonien, geistliche Werke sowie Kammermusik.
1739 | Er wird am 12. Mai in Nové Nechanice geboren. |
1752 | Er nimmt Orgelunterricht bei Anton Erban. |
um 1752 | Er wirkt als Organist in Opočno, wird Regens Chori in Hněvčeves und erhält Violinunterricht bei Mathias Nowák. |
um 1760 | Er siedelt auf Wunsch der Gräfin Schaffgotsch nach Wien. Hier erhält er Unterricht bei Matthäus Schlöger und, vermutlich, bei Carl Ditters von Dittersdorf. Er etabliert sich als Violinist, Lehrer und Komponist im Wiener Musikleben. Zu seinen Schülern zählt auch Ignaz Pleyel. |
1769–71 | Er bereist Italien und begegnet neben Christoph Willibald Gluck auch Florian Leopold Gassmann, bei dessen Opernproduktionen er mitwirkt. |
um 1780 | Er reduziert seine Konzerttätigkeiten. Er komponiert vor allem geistliche Musik, Orgel- und Klavierwerke. |
1784 | Er konzertiert im Quartett mit Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Carl Ditters von Dittersdorf. |
1813 | Er stirbt am 20. August in Wien. |
Über die Autoren
Der Hrsg. Tobias Glöckler, Solobassist in der Dresdner Philharmonie, hat sich sehr intensiv mit diesem Manuskript beschäftigt und daraus eine äußerst genaue Neuausgabe erstellt, die zu dem Werk keine Fragen offen lässt. (...) Der sich ebenfalls sehr nah an den überlieferten Orchesterstimmen orientierende Klavierauszug erscheint in D-Dur sowie in C-Dur, was dem Kontrabassisten eine erfreuliche Flexibilität bei Aufführungen (Kombination mit einem Solo- oder Kammermusikprogramm) gewährleistet. Alle Stimmen sind sehr gut lesbar und bereiten keinerlei Probleme beim Blättern. (...) Insgesamt ist diese Ausgabe aufgrund ihrer Genauigkeit, guten Lesbarkeit sowie der Ausführbarkeit in verschiedenen Stimmungen eine sehr erfeuliche Neuerscheinung.
La parte del contrabbasso non si discosta quindi molto dalle edizioni pubblicate in anni precedenti, se non per il ricco apparato di note e l'interessante prefazione. (...) Apprezzabile l'intento di far conoscere la prassi di esecuzione dell'epoca, su contrabbassi accordati secondo la cosidetta "intonazione viennese", per terze e quarte.
Your new Vanhal edition is great! I’m so grateful everything worked out for us to use it with the Chicago Symphony.
Tobias Glöcklers Editionsarbeit vermittelt einerseits einen klaren Einblick in die Quellenlage, legt aber auch Zeugnis ab vom Willen, einen gut austarierten Kompromiss zu finden zwischen historischer Genauigkeit und Nähe zur heutigen Spielpraxis.