Als Smetana im Jahre 1876 sein Quartett in e-moll in düsteren, trostlosen Farben beendete, war er schon zwei Jahre völlig ertaubt. Welcher Musiker kennt nicht die schicksalhafte Stelle im vierten Satz, an der Smetana mit einem Violinton in extrem hoher Lage den Beginn seiner Krankheit symbolisiert? Die vorangehenden Sätze erzählen von glücklicheren Stationen seines Lebens; eine ausführliche Briefstelle hierzu ist im Vorwort unserer Ausgabe wiedergegeben. Smetana, der damals von seinem Verleger mit einem lächerlichen Honorar abgespeist wurde, konnte nicht voraussehen, dass dieses Werk einmal zu den berühmtesten Streichquartetten überhaupt zählen würde.
Inhalt/Details
- Aus meinem Leben - Streichquartett Nr. 1 e-moll
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Vorwort
Bedrich Smetana (1824 – 84) komponierte sein erstes Streichquartett in e-moll Z mého života (Aus meinem Leben) in den letzten Monaten des Jahres 1876 wahrscheinlich aus Anlass der Gründung des Kammermusikvereins in Prag (Werknummer Berkovec 1:105, nach Jirí Berkovec, Thematic Catalog of the Works of Bedrich Smetana, Manuskript, 1999). Smetana war damals schon zwei … weiter
Kritischer Bericht
Über den Komponisten

Bedrich Smetana
Sein Schaffen gilt als Verwirklichung einer tschech. nationalen Musik. Sein Œuvre umfasst 8 Opern, Sinfonische Dichtungen, wenig Kammermusik, zahlreiche Klavierkompositionen, einige Vokalwerke und Lieder.
1824 | Er wird am 2. März in Litomyšl als Sohn eines Bierbrauers geboren. Erfolge als Pianist bereits während seiner Gymnasialzeit. |
1844 | Kompositionsschüler von Joseph Proksch in Prag. Musiklehrer in adeligen Familien. |
1848 | Eigene Musikschule. |
1854 | Vollendung seiner einzigen Sinfonie, „Triumph-Sinfonie“ E-Dur op. 6. |
1856–61 | Direktor der Philharmonischen Gesellschaft in Göteborg. |
1858 | Sinfonische Dichtung „Richard III.“ und „Wallensteins Lager“ nach dem Vorbild Liszts. |
1861 | Rückkehr nach Prag, Beteiligung an der aufstrebenden tschech. Kultur, auch als Rezensent. |
1866 | Kapellmeister am tschech. Interimstheater in Prag. Uraufführung der Opern „Die Brandenburger in Böhmen“ und „Die verkaufte Braut“, letztere mit großem Erfolg; sie ist sein bekanntestes Werk und gilt als Nationaloper. |
1868 | Uraufführung von „Dalibor“ als ernste Nationaloper. |
1869–72 | Komposition der Oper „Libuše“. |
1874 | Erfolgreiche Uraufführung der Oper „Zwei Witwen“ in Prag. Verlust des Gehörs und dadurch Aufgabe des Kapellmeisterpostens. Er komponiert trotzdem weiter. |
1872–79 | Zyklus von 6 Sinfonischen Dichtungen „Mein Vaterland“ als bekannteste Sinfonische Werke, darunter „Die Moldau“ mit tonmalerischen Passagen. |
1876 | Uraufführung der volkstümlichen Oper „Der Kuss“ in Prag. 1. Streichquartett „Aus meinem Leben“ e-Moll. |
1878 | Uraufführung der komischen Oper „Das Geheimnis“ und der Festoper „Libuše“ (1881), die auf eine tschech. Sage zurückgeht. |
1884 | Er stirbt am 12. Mai in Prag. |