Faurés exquisite Fantaisie gehört zu jenen Preziosen der Kammermusik, die wir seiner Tätigkeit am Pariser Conservatoire verdanken. Der dortige Flötenprofessor, Paul Taffanel, hatte den Kollegen um ein virtuoses Prüfungsstück gebeten und erhielt 1898 das Manuskript von Fauré mit dem expliziten Hinweis, darin „unbrauchbare Passagen abzuändern“, bevor es zum Examen eingesetzt würde. Da das Autograph heute verschollen ist, wissen wir nicht, was und wie viel Taffanel möglicherweise verändert hat; das Ergebnis ist jedenfalls ein brillantes Vortragsstück, dem wir in unserer Ausgabe noch ein kleines Adagio ohne Opuszahl zur Seite stellen, das Fauré ebenfalls 1898 für die Examina am Conservatoire als Prima-vista-Stück schuf.
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Vorwort
Die beiden hier vorgelegten Stücke Gabriel Faurés (1845 – 1924) für Flöte und Klavier entstanden im Juni/Juli 1898 für den alljährlich stattfindenden „Concours de flûte“ am Pariser Conservatoire. So kam es, dass die als Vortragsstück angelegte Fantaisie op. 79 und das kleine Morceau de lecture (ein Blattlesestück) bei dem Wettbewerb am 28. Juli 1898 … weiter
Kritischer Bericht
Über den Komponisten

Gabriel Fauré
Repräsentativer Vertreter der frz. Musik um 1900. Sein Schaffen konzentriert sich - neben anderen Gattungen - auf das Lied, die Klaviermusik (Nocturnes, Barcarolles, Impromptus, Valse-Caprice) und die Kammermusik.
1845 | Er wird am 12. Mai in Pamiers (Ariège) als Sohn eines Volksschullehrers geboren. |
1854–65 | Besuch der École de musique classique et religieuse (gegründet von L. Niedermeyer), wo Kirchenmusiker ausgebildet wurden; Unterricht bei Saint-Saëns (ab 1861). |
1866–70 | Organist in Rennes an der Kirche Saint-Sauveur. |
1871 | Nach verschiedenen Organistenämtern in Paris wird er Assistenz-Organist an Saint-Sulpice neben Saint-Saëns. Er gehört zu den Gründern der Société nationale de musique. Aufführung seiner Werke in deren Konzerten. |
1874 | Uraufführung seiner „Suite d‘orchestre“ F-Dur („Symphonie Nr. 1“), die eine Kompilation bestehender Stücke ist. |
1875/76 | Violinsonate Nr. 1 A-Dur op. 13. |
1876–79 | Klavierquartett Nr. 1 c-Moll op. 15. |
1877 | Maître de chapelle an der Pariser Madeleine. |
1876/78 | Uraufführung der Chorkomposition „Les Djinns“ op. 12. |
ab 1879 | Besuch von Wagner-Aufführungen, kompositorisch nimmt er Distanz zu Wagner ein. |
1885 | Uraufführung der später vernichteten 2. Symphonie d-Moll. |
1887/88 | Requiem op. 48. |
1891 | „Cinq Mélodies ,de Venise‘“ op. 58 auf Texte Verlaines. |
1892–94 | „La bonne chanson“ op. 61 auf Texte Verlaines. |
1896 | Nachfolger von Dubois an der Madeleine. Er erhält eine Kompositionsklasse am Conservatoire. |
1900 | Uraufführung der Tragédie lyrique „Prométhée“ op. 82. |
1905–20 | Direktor des Conservatoire. |
1909 | Präsident der Société musicale indépendante. |
1913 | Uraufführung der Oper „Pénélope“ in Monte Carlo. |
1919 | Liederzyklus „Mirages“ op. 113 mit deutlichen Merkmalen seines modernen Spätstils. |
1924 | Er stirbt am 4. November in Paris. |
Über die Autoren
Flötist/inn/en und ihre Begleiter/innen dürfen sich deshalb über diese Henle-Neuausgabe auf chamoisfarbenem Papier mit dem bekannten blaugrauen Einband freuen: Sie ist - ich bin geneigt »natürlich wieder« zu sagen - vorbildlich klar und übersichtlich gesetzt, mit Rücksichtnahme auf günstige Seitenwendestellen. Und sie enthält als weitere Komposition ein kleines Morceau de lecture, also ein Blattlesestück, ebenfalls - wie die Fantaisie - für den »Concours de flûte« am Pariser Conservatoire komponiert.
Inutile de vous présenter la Fantaisie Op 79, un des classiques du répertoire (...) Chez Henle Verlag, elle est couplée avec le morceau de lecture publié dans sa version originale (19 mesures), la préface d'Annette Oppermann précise remarquablement les circonstances de la naissance de ces deux oeuvres que les huit élèves de Paul Taffanel au conservatoire de Paris durent exécuter le 28 Juillet 1898 au concours annuel.
Das Autograph der Fantaisie ist leider verschollen. Für die neue Urtext-Ausgabe stand deshalb als Quelle nur die Erstausgabe zur Verfügung. Die darin enthaltenen Druckfehler und Ungenauigkeiten wurden jedoch von der Herausgeberin sorgfältig korrigiert und detailliert aufgelistet. Schon allein deshalb lohnt sich die Anschaffung der neuen Urtextausgabe, selbst für Besitzer einer der älteren Editionen. Ein weiteres Argument für den Kauf der vorliegenden Neuausgabe ist das Morceau de lecture, das quasi als Zugabe in die Ausgabe aufgenommen wurde.