Als eigenwilliger Kopf und verschrobener Individualist distanzierte sich Satie bewusst von den romantischen Traditionen des 19. Jahrhunderts. Die drei Klavierminiaturen "Gymnopédies" sind erste Zeugnisse seiner Idee einer "Neuen Einfachheit": wiederkehrende gleichförmige Rhythmen, antiken Kulttänzen nachempfunden, erzeugen einen ganz eigenen, meditativen Reiz. Saties Prinzip, musikalische Bausteine aneinanderzureihen, statt sie einer zielgerichteten Entwicklung zu unterwerfen, sollte wegweisend für manche Strömungen in der Musik des 20. Jahrhunderts werden. An dem ausgewogenen Druckbild unserer Urtextausgabe hätte Satie, der seine Notenblätter gerne kalligraphisch gestaltete, sicher seine Freude.
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Inhalt/Details
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Vorwort
Es ist durchaus bezeichnend, dass die drei Gymnopédies für Klavier, die Erik Satie (1866–1925) bereits im Alter von 22 Jahren komponierte, zu den populärsten Werken des großen Außenseiters in der Musikgeschichte zählen. Anzeichen jener radikalen Abkehr von der bürgerlichen Ästhetik, wie sie für Saties spätere Kompositionen charakteristisch ist, sucht man in ihnen … weiter
Kritischer Bericht
Über den Komponisten

Erik Satie
Avantgardistischer Komponist mit äußerst individuellem Œuvre um 1900 in Paris.
1866 | Er wird am 17. Mai in Honfleur geboren. |
1874 | Orgelunterricht und Einführung in den gregorianischen Choral, der sich prägend auf sein Schaffen auswirkt: „Quatre Ogives“ für Klavier (1886) und „Messe des Pauvres“ für Orgel (1895). |
1879–87 | Studium am Pariser Conservatoire. |
ab 1887 | Am Montmartre verdient er seinen Lebensunterhalt u.a. als musikalischer Leiter des Schattentheater des Chat-Noir und Pianist an der Auberge du Clou. Er übernimmt die Tonsprache der Music-Hall und des Kabaretts: z. B. „Trois morceaux en forme de poire“ für Klavier vierhändig (1903). |
1888/89 | Entstehung der ersten „Gymnopédies“ und „Gnossiennes“ für Klavier. |
1891–92 | Er schließt sich dem exzentrischen Kreis des „Ordre de la Rose-Croix Catholique du Temple et du Graal“ um Sâr Péladan an und komponiert für sie avantgardistische Musik: „Le fils des étoiles“ (Bühnenstück) mit Quartschichtungen, „Trois Sonneries de la Rose + Croix“. |
1893 | „Vexations“ für Klavier, das 840-mal zu wiederholen ist. |
1905–08 | Studium an der Schola cantorum in Paris, um seine Kompositionstechnik zu verbessern. |
1911 | Die Aufführungen seiner Kompositionen durch Ravel bringen ihm Anerkennung als Komponist. |
ab 1912 | Neue kompositorische Phase: Klavierstücke, deren unterlegte, zu lesende Texte den musikalischen Ablauf (Verfremdung von Modellen) zusätzlich konterkarieren: „Véritables préludes flasques (pour un chien)“ (1912), „Descriptions automatiques“ (1913), „Sports & Divertissements“ (1914), „Sonatine bureaucratique“ (1917). |
1916/17 | Ballett „Parade“ mit Cocteau und Picasso. |
1917/18 | „Socrate (drame symphonique)“ als eines der Hauptwerke des Neoklassizismus. |
1925 | Er stirbt am 1. Juli in Paris. |