Georges Bizet war kein ausgesprochener Klavierkomponist. Die Anzahl seiner Klavierwerke ist gering und von Form, Inhalt und Charakter her nicht sehr gewichtig. Doch eine Ausnahme gibt es: Die „Jeux d‘ enfants“ für Klavier vierhändig von 1871. Mit dieser losen Folge von zwölf kurzen, aber äußerst prägnanten Genrestücken ist Bizet ein charmantes Meisterwerk gelungen. Mit schlichter Einfachheit voller französischem Esprit schafft er in jeder der Miniaturen eine eigene, unverwechselbare Atmosphäre. Die angewandten satztechnisch-harmonischen Mittel deuten hierbei schon in Richtung Ravel und Debussy! So manche kompositorische Kühnheit wurde im Erstdruck aus dem Jahre 1872 allerdings leider geglättet. Umso wichtiger ist es, dass unsere Urtextausgabe auch Bizets Autograph berücksichtigt. Vorwort und Bemerkungen gehen auf alle Abweichungen der Erstausgabe ein und bieten damit einen spannenden Einblick in die Editionsgeschichte.
Inhalt/Details
- L'Escarpolette
- La Toupie
- La Poupée
- Les Chevaux de bois
- Le Volant
- Trompette et Tambour
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Vorwort
Bizet war ein außergewöhnlich guter Pianist; selbst Franz Liszt, der unbestritten bedeutendste Pianist des 19. Jahrhunderts, zollte ihm Anerkennung und Bewunderung. Dennoch war Bizet kein Klavierkomponist. Zum einen ist die Zahl seiner Werke für Klavier klein, zum anderen sind diese Kompositionen nach Form und Inhalt weder so gewichtig noch so charakteristisch, dass sich von … weiter
Kritischer Bericht
Über den Komponisten

Georges Bizet
Der Komponist der heute berühmtesten frz. Oper der 1870er-Jahre, Carmen, war zu seinen Lebzeiten als Opernkomponist wenig erfolgreich, obgleich er bedeutende Neuerungen schuf.
1838 | Er wird am 25. Oktober in Paris als Sohn eines Gesangslehrers und einer Pianistin geboren. |
1848 | Aufnahme in die Klavierklasse von A. Fr. Marmontel des Pariser Conservatoire; privater Musiktheorieunterricht. |
Um 1849 | Bekanntschaft mit Gounod. |
1853 | Eintritt in die Kompositionsklasse Fromental Halévys. Er verdient zeit seines Lebens seinen Unterhalt durch Klavierunterricht, Anfertigung von Klavierauszügen und Transkriptionen sowie Korrepetition. |
1855 | Sinfonie C-Dur. |
1856 | 1. Preis zusammen mit Charles Lecocq bei einem von Jacques Offenbach ausgeschriebenen Wettbewerb. |
1857 | Er gewinnt den Grand Prix de Rome mit seiner Kantate „Clovis et Clotilde“. Daraufhin dreijähriger Romaufenthalt. |
1859–60 | „Ode-Symphonie“ Vasco de Gama. |
1860–68 | Komposition der Sinfonie „Roma“. |
1863 | Wenig erfolgreiche Uraufführung der Oper „Les Pêcheurs de perles“ am Théâtre-Lyrique auf ein Libretto Carrés und E. Cormons; sie begründet das sich neu herausbildende Genre des Drame lyrique mit. |
1867 | Wenig erfolgreiche Uraufführung von „La jolie fille de Perth“ am Théâtre-Lyrique. |
1872 | Uraufführung von „Djamileh“ an der Opéra-Comique. Schauspielmusik zu Alphonse Daudets Tragödie „L’Arlésienne“; daraus entsteht die „L’Arlésienne-Suite“. |
1875 | Uraufführung von „Carmen“ in der Opéra-Comique mit Femme-fatale-Thematik und ,realistischen‘ Merkmalen; sie wird in Paris zurückhaltend aufgenommen, erst in Wien erfolgt der Durchbruch; Bizet stirbt drei Monate zuvor am 3. Juni in Bougival bei Paris. |
Über die Autoren
This Henle edition is based on the original, the only authorized edition to appear during Bizet's lifetime.