Dass sich Franz Liszt zwei Klavierkonzerte auf den Leib schrieb, ist für den vielleicht größten Pianisten der Musikgeschichte nichts Ungewöhnliches – solches wurde im 19. Jahrhundert als „Visitenkarte“ jedes Klaviervirtuosen regelrecht erwartet. Erstaunlich ist jedoch, dass Liszts Konzerte (abgesehen von einigen Skizzen und Ideen) nicht in seiner frühen Virtuosenzeit in Paris entstanden, sondern in seinen Weimarer Jahren. So fand die Uraufführung seines 1. Klavierkonzerts Es-dur tatsächlich erst 1855 statt. Der kompositorische Reifeprozess, den Liszt bis dahin in seinen Symphonischen Dichtungen durchlaufen hatte, zeigt sich in diesem Konzert mit seiner farbigen Orchestrierung und der innovativen formalen Konzeption von vier ineinander übergehenden, motivisch verzahnten Sätzen. Bis heute gehört das 1. Klavierkonzert zum festen Repertoire der Pianisten. Die vorliegende Urtextausgabe beschreibt die langwierige Entstehungs- und Revisionsgeschichte des Konzerts, sichtet die Vielzahl von erhaltenen handschriftlichen und gedruckten Quellen und bietet einen gesicherten Notentext der Fassung letzter Hand. Die Tastenzauberin Claire Huangci, die regelmäßig als Liszt-Interpretin hervortritt, steuert den Fingersatz bei.