Als humoristisches Gelegenheitswerk für das traditionelle Karnevalskonzert des befreundeten Cellisten Charles-Joseph Lebouc im März 1886 entstanden, war der Karneval der Tiere so erfolgreich, dass Saint-Saëns wenig später ein Aufführungs- und Veröffentlichungsverbot erließ. Er befürchtete nämlich, dass diese „Große zoologische Fantasie“ - bestehend aus 14 kurzen Einzelstücken für elf Instrumente - seine ernsten Werke in den Schatten stellen könnte. Bereits fünf Monate nach dem Tod des Komponisten erschien sie freilich doch im Druck und trat nun - im Original wie in zahlreichen Bearbeitungen - ihren Siegeszug durch die Welt an. So wurde der Karneval in der Tat zum wohl populärsten Werk des französischen Komponisten und wird dank seiner musikalischen Originalität auch gerne im Musikunterricht behandelt oder von Schulorchestern gespielt. Mit der Kombination von Studien-Edition und Stimmenausgabe (zu der für größere Streicherbesetzungen auch zusätzliche Einzelstimmen bestellt werden können) stellt der G. Henle Verlag dafür nun das optimale Material bereit.
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Inhalt/Details
- Der Karneval der Tiere
- 1. Einleitung und königlicher Marsch des Löwen
- 2. Hühner und Hähne
- 3. Halbesel
- 4. Schildkröten
- 5. Elefant
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Henle-Video
Vorwort
Camille Saint-Saëns (1835 – 1921) hinterließ ein umfangreiches kompositorisches Œuvre, darunter auch zahlreiche Gelegenheitswerke, die heute vergessen sind. Eine Ausnahme bildet ausgerechnet sein unterhaltsamer Carnaval des animaux (Karneval der Tiere) für Kammerensemble mit der ungewöhnlichen Besetzung zwei Klaviere, Streichquintett mit Kontrabass, Flöte (mit … weiter
Kritischer Bericht
Über den Komponisten

Camille Saint-Saëns
Saint-Saëns war einer der vielseitigsten Musiker in der 2. Hälfte des 19. Jh.s in Frankreich. Der als Klassizist geltende Komponist schrieb auch Stücke impressionistischen Klangcharakters und eine Komposition mit Vierteltönen. Als Kritiker und Musikschriftsteller war er an den ersten Gesamtausgaben von Rameau und Gluck beteiligt.
1835 | Er wird am 9. Oktober in Paris geboren. Frühe umfassende Ausbildung. |
1848–52 | Studium am Conservatoire in Paris. |
1853 | Organist an St. Merry in Paris. |
1853–59 | Erste große Werke: 1. und 2. Sinfonie op. 2 (1853) und op. 55 (1859), 1. Klavierkonzert op. 17 (1858), 1. Violinkonzert op. 20 (1859), Messe op. 4 (1856); er versucht, zu individuellen Formen zu kommen. |
1857–77 | Organist an der Madeleine. |
1861–65 | Er unterrichtet an der École de Musique Classique et Religieuse Niedermeyer. |
1871 | Gründung der Société Nationale de musique. |
1871–77 | Komposition von Sinfonischen Dichtungen, „Le rouet d’Omphale“ (1871), „Phaéton“ (1873), „Danse macabre“ (1874), „La jeunesse d’Hercule“ (1877). |
1876 | Er besucht die Ring-Aufführung in Bayreuth. |
1877 | Aufführung der Oper „Samson et Dalila“ in Weimar. |
1881 | Mitglied der Académie des Beaux-Arts. |
1883 | Aufführung der Oper „Henry VIII“ in Paris. |
1885 | Publikation der Schrift „Harmonie et mélodie“. |
1886 | Aufführung der Orgelsinfonie (3. Sinfonie in c-Moll) in London: Hauptwerk mit Thementransformation nach Liszt’schem Vorbild. Komposition von „Le carnaval des animaux“, deren Publikation er lebenslang verbot. |
1899 | Publikation der Schrift „Portraits et souvenirs“. |
1900 | Kantate „Le feu céleste“ als Lob auf die Elektrizität zur Eröffnung der Exposition Universelle. |
1921 | Er stirbt am 16. Dezember in Algier. |