Ravels Bewunderung für Debussys berühmtes Orchesterstück war grenzenlos. In einem Interview bekannte er sogar, sein innigster Wunsch sei es, dereinst zu den Klängen dieses „einzigartigen Wunders in der gesamten Musik“ zu sterben. Hatte Debussy selbst bereits eine Fassung für zwei Klaviere veröffentlicht, übernahm Ravel 1910 die Bearbeitung für Klavier vierhändig, die noch im selben Jahr beim Verlag Fromont in Paris erschien und eigene Akzente setzt. Für die Henle-Urtextausgabe, die erstmals alle verfügbaren Quellen auswertet, konnten wir den Debussy-Spezialisten Denis Herlin als Herausgeber gewinnen. Den Fingersatz übernahm Andreas Groethuysen vom berühmten Duo Tal & Groethuysen.
Inhalt/Details
- Prélude à l'après-midi d'un faune
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Vorwort
Das als Klangwunder geltende Prélude à l’aprèsmidi d’un faune war nicht nur zu Claude Debussys (1862 – 1918) Lebzeiten sein meist gespieltes Orchesterwerk, sondern auch sein erstes überhaupt, das aufgeführt und veröffentlicht wurde. Die zwischen 1892 und 1894 entstandene Komposition nach dem Gedicht L’Après-midi d’un faune von Stéphane Mallarmé stellt … weiter
Kritischer Bericht
Über den Komponisten

Maurice Ravel
Ravel gehört zusammen mit Satie und Debussy zu den Neuerern, die sich mit der akademischen Ausbildung überwarfen und eine eigene, fortgeschrittene, bei Ravel durch russ. und span. Musik, aber auch durch Exotismen inspirierte Klangsprache schufen, ohne die Tonalität zu verlassen. Der Meister der Orchestration ging von Klavierwerken aus, die er orchestrierte: Klavierlieder und Klavierwerke existieren gleichberechtigt in Orchesterfassungen.
1875 | Er wird am 7. März in Ciboure geboren; Umzug der Familie nach Paris im selben Jahr. |
1882 | Unterricht in Klavier, Theorie und Komposition. |
1889 | Beginn des Studiums am Pariser Conservatoire, an dem er nie einen Abschluss erreicht. |
um 1893 | Einfluss durch Chabrier und Satie. |
1901 | „Jeux d’eau“ für Klavier in neuer „impressionistischer“ Klangsprache, ebenso „Miroirs“ (1904-05). |
1903 | „Shéhérazade“ für Singstimme und Klavier-/Orchesterbegleitung mit orientalischer Klangsprache. |
1905 | Affäre um die dritte Rompreis-Bewerbung Ravels. |
1907 | Die Uraufführung der „Histoires naturelles“ nach Jules Renard löst bei Publikum und Kritikern Befremden aus. |
1907–08 | Rhapsodie espagnole für Orchester. |
1908/10 | „Ma mère l’oye“ für Klavier vierhändig, 1911 als Ballett. |
1911 | Uraufführung der Oper „L’Heure espagnole“ in Paris. |
1911/12 | „Valses nobles et sentimentales“ für Klavier/Orchester. 1912 Uraufführung des Balletts „Daphnis et Chloé“. |
1914/19 | „Le tombeau de Couperin“ für Klavier/Orchester nimmt den kommenden Neoklassizismus vorweg. |
ab 1920 | Viele Konzertreisen durch Europa und die USA. |
1925 | Uraufführung der Oper „L’Enfant et les sortilèges“. |
1928 | Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Oxford. „Boléro“ für Orchester. |
1929–31 | Klavierkonzert G-Dur mit Jazzelementen. |
1937 | Er stirbt am 28. Dezember in Paris. |