Bartóks zweites Streichquartett entstand mit großen Unterbrechungen zwischen 1915 und 1918, nachdem er sich zuvor mehrere Jahre fast ausschließlich dem Sammeln von Volksmusik gewidmet hatte. Dass ihn seine Forschungsreisen dabei bis nach Nordafrika geführt haben, spiegeln Melodie und Rhythmus des ausschweifenden Mittelsatzes Allegro, molto capriccioso eindrücklich wider. Die 1920 in Wien erschienene Erstausgabe weist auffällig viele Fehler auf, die bei einer späteren Revision Bartóks nur zum Teil behoben wurden. Noch in den 1940er-Jahren hielt der Komponist in einem Handexemplar Änderungen fest, die jedoch bisher nie in den Druck übernommen wurden.
In dieser maßgeblich von Bartók-Forscher László Somfai betreuten Edition der Streichquartette werden diese späten Änderungen Bartóks berücksichtigt und strittige Stellen in den Quellen sorgfältig dokumentiert. Es ist die erste Urtextausgabe des Werks.
Gute Wendestellen und Stichnoten machen die Ausgabe zum perfekten Aufführungsmaterial, um Bartóks Klangwelt zu erkunden.
Inhalt/Details
- Streichquartett Nr. 2 op. 17 (BB 75)
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Vorwort
Die sechs Streichquartette, die Béla Bartók (1881 – 1945) zwischen 1908 und 1939 komponierte, sind Klassiker im Repertoire des 20. Jahrhunderts. Sie werden bisweilen als Zyklus betrachtet, obgleich alle sechs Stücke in sehr unterschiedlichem Stil und unter sehr unterschiedlichen Bedingungen verfasst wurden. Bartóks 1909 fertiggestelltes und im Jahr 1910 uraufgeführtes … weiter
Kritischer Bericht
Über den Komponisten

Béla Bartók
Der zu den bedeutendsten Musikerpersönlichkeiten der 1. Hälfte des 20. Jh.s zählende Komponist ist vor allem durch seine Erforschung der ungarischen Volksmusik bekannt, deren Elemente er in seinen Stil integrierte. Sein breites Œuvre umfasst zahlreiche Orchester-, Klavier- und Kammermusikwerke sowie Chöre, Klavierlieder und eine Oper.
1881 | Geboren am 25. März in Nagyszentmiklós. Erster Klavierunterricht bei seiner Mutter. |
1893–ca. 1896 | Klavierunterricht bei László Erkel in Preßburg. |
1899–1903 | Klavier- und Kompositionsstudium an der Budapester Musikakademie. 1903 Symphonische Dichtung „Kossuth“. |
ab 1905 | Zusammen mit Zóltan Kodály beginnt er mit der wissenschaftlichen Erforschung der ungarischen Volksmusik und widerruft damit herkömmliche Vorstellungen. Er lernt die Musik Debussys kennen. |
1905–07 | Suite Nr. 2 für kleines Orchester op. 4. |
1907–34 | Klavierprofessur in Budapest. |
1908–09 | „Für Kinder“ 85 bzw. 79 Volksliedbearbeitungen für Klavier. |
1915–17 | 2. Streichquartett op. 17 mit perkussiver Motorik. |
1917 | Uraufführung des Balletts „Der holzgeschnitzte Prinz“. |
1918 | Uraufführung von „Herzog Blaubarts Burg“ op. 11 (komponiert 1911), z. T. Anlehnung an frz. Klangsprache. |
1920 | Improvisationen über ungarische Bauernlieder op. 20. |
1926 | Aufführung der Pantomime „Der wunderbare Mandarin“. Klavierzyklus „Im Freien“. |
1926–39 | „Mikrokosmos“ für Klavier (6 Hefte). |
Ab 1934 | Herausgeber der Gesamtausgabe der ungarischen Volksmusik. |
1936 | Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta als avantgardistisches Werk. |
1937–38 | Konzert (Nr. 2) für Violine und Orchester. |
1940 | Emigration in die USA. |
1945 | 3. Klavierkonzert; sein Bratschenkonzert bleibt unvollendet. Er stirbt am 26. September in New York. |