Bei der Pariser Uraufführung im Dezember 1893 durch das berühmte Quatuor Ysaÿe wurde Debussys neues Streichquartett sehr kühl aufgenommen. Die Kritiker waren durch die ungewöhnlichen Harmonien und orchestralen Klangfarben verstört, und die Musiker, denen es danach angeboten wurde, hielten es vielfach für „unspielbar“. Dennoch konnte sich das Werk in den folgenden Jahren durchsetzen und gehört heute zum festen Repertoire der Kammermusik. Im Druck erschien das Werk 1894 als „1er Quatuor“; ein Hinweis darauf, dass sich der Komponist zumindest zu diesem Zeitpunkt mit dem Gedanken an ein weiteres Werk der Gattung trug – ein Versprechen an die Zukunft, das er jedoch niemals einlöste.
Inhalt/Details
- Streichquartett
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Vorwort
Claude Debussys (1862 – 1918) einziges Streichquartett erschien 1894 als erstes einer langen Reihe von Werken beim Pariser Verlag A. Durand & Fils unter dem Titel 1er Quatuor pour 2 Violons, Alto et Violoncelle. Die dem Quartett beigegebene fiktive Opuszahl 10 ist wohl als öffentlicher Fingerzeig auf Debussys kompositorische Vergangenheit zu verstehen, da bis dahin … weiter
Kritischer Bericht
Über den Komponisten

Claude Debussy
Bedeutendster frz. Komponist um 1900, dessen primär klanglich geprägte Musik tiefgreifende Neuerungen aufweist. Sein Werk steht in engem Bezug zum Symbolismus.
1862 | Geboren am 22. August in Saint-Germain-en-Laye. |
1872–84 | Unterricht am Pariser Conservatoire. In dieser Zeit Reisen in die Schweiz, nach Italien, Wien und Russland mit der Familie Nadeschda von Mecks, wo er russ. Musik sowie Zigeunermusik kennenlernt. |
1884 | Er gewinnt den Prix de Rome mit seiner Kantate „L’Enfant prodigue“. Danach bis 1887 Rom-Aufenthalt. |
1887–89 | Lieder „Cinq Poèmes de Baudelaire“. |
1888/89 | Besuch der Bayreuther Festspiele; Wagner-Kritik. |
1889 | Pariser Weltausstellung, auf der er ostasiatische Musik kennenlernt, die seinen Stil beeinflusst. |
1890 | Verbindung zu Mallarmé und dessen Zirkel. |
1891/1903 | Liedserien „Fêtes galantes“ nach Verlaine. |
1891–94 | Orchesterwerk „Prélude à l’après-midi d’un faune“ mit arabeskenhafter Melodik. |
1897–99 | Nocturnes für Orchester und Frauenstimmen. |
1901 | Beginn seiner Tätigkeit als Musikkritiker. |
1902 | Aufführung der Oper „Pelléas et Mélisande“ nach dem symbolistischen Drama Maeterlincks, die trotz Kritik den Durchbruch bedeutet. |
1903–05 | Orchesterwerk „La Mer“ mit sinfonischen Prinzipien und „impressionistischer“ Klangsprache. |
1905–07 | 1. und 2. Heft der „Images“ für Klavier. |
1906–08 | „Children’s Corner“, Kinderstücke für Klavier. |
1909–10/11–13 | 1. und 2. Buch der „Préludes“ für Klavier; die programmatischen Titel der zum Teil sehr esoterischen Charakterstücke stehen am Schluss. |
1913 | Lieder „Trois poèmes de Stéphane Mallarmé“. |
1915–17 | Kammermusikalische Sonaten im Rekurs auf die frz. Tradition des 18. Jh.s. |
1918 | Er stirbt am 25. März in Paris. |