Die Musik Alexander Zemlinskys stand lange zu Unrecht im Schatten der als „progressiver“ angesehenen Zweiten Wiener Schule. Zemlinsky war zwar eng mit deren Protagonisten Arnold Schönberg befreundet, hat aber dessen radikalen Schritt in die Zwölftönigkeit nie mitvollzogen. Gleichwohl komponierte er nicht minder originelle und eigenständige Werke. Gerade sein 2. Streichquartett, entstanden in den Jahren 1913-1915, führte das damalige Verständnis von Form und Tonalität an seine Grenzen. Das nur einsätzige, aber über 1200 Takte umfassende und vielschichtige Werk gehört zu den bedeutenden Gattungsbeiträgen jener Zeit und verdiente seit langem eine kritische Neuausgabe.
Die Urtextausgabe des G. Henle Verlags korrigiert eine Vielzahl von Fehlern und Ungenauigkeiten der Erstausgabe, die beim genauen Vergleich mit den autographen Quellen in Wien und Washington zutage traten. Auch die nur in einem Brief Zemlinskys überlieferten Metronomangaben werden erstmals berücksichtigt. Die Editionsarbeiten werden freundlicherweise durch den Alexander-Zemlinsky-Fonds Wien unterstützt.
Inhalt/Details
- Streichquartett Nr. 2 op. 15
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Vorwort
Aus heutiger Sicht scheint die Kammermusik im Schaffen von Alexander Zemlinsky (1871 – 1942) eine eher nebengeordnete Rolle zu spielen, sind es doch vor allem seine Opern und großbesetzten Orchester- und Vokalwerke, die nach einer gewissen Zeit der Vergessenheit an Bekanntheit zurückgewonnen haben. Zudem fällt der Großteil von Zemlinskys kammermusikalischen Kompositionen … weiter
Kritischer Bericht
Über den Komponisten

Alexander Zemlinsky
Einer der wichtigsten Opernkomponisten und Dirigenten im 1. Drittel des 20. Jh.s, der erst in den 1970er-Jahren die ihm gebührende Anerkennung erlangte.
1871 | Geboren am 14. Oktober in Wien. Klavierunterricht ab dem 4. Lebensjahr. |
1884–92 | Ausbildung am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Frühe Kammermusikwerke in Anlehnung an Brahms. |
1895/96 | Gründung und Leitung des Amateurorchesters „Polyhymnia“, in dem er Schönberg kennenlernt; Beginn ihrer Freundschaft, er vollzieht jedoch den Weg zur Atonalität nicht mit und kritisiert später Schönbergs Zwölftontechnik. |
1900–03 | Chefdirigent am Carltheater in Wien. |
ab 1903 | Lehrer der Schwarzwald-Schule, wo er Berg, Horwitz, Jalowetz, E. Stein und Webern unterrichtet. |
1904–06 | Komposition der Oper „Der Traumgörge“. |
1904–11 | Musikdirektor der Wiener Volksoper. |
1907 | Dirigent an der Wiener Hofoper. |
1910 | Uraufführung der Oper „Kleider machen Leute“ in Wien. |
1911–27 | Kapellmeister am Deutschen Theater in Prag. Lehrtätigkeit an der Deutschen Akademie für Musik und Bildende Kunst, seit 1920 Rektor. Komposition des 2. Streichquartetts, der Lyrischen Symphonie op. 18 (1922/23), der „Sechs Maeterlinck-Lieder“ op. 13 (1910/1913), der Wilde-Opern „Eine florentinische Tragödie“ (UA 1917) und „Der Zwerg“ (UA 1922). |
1927–30 | Erster Kapellmeister an der Berliner Krolloper unter Klemperer. Lehrtätigkeit an der Akademie der Künste (Chorklasse) . |
1933 | Uraufführung der Oper „Der Kreidekreis“ in Zürich. Rückkehr nach Wien aufgrund des Nazi-Regimes. |
1934 | Lieder op. 22 nach Morgenstern und Goethe. Die politischen Umstände verhindern Engagements, bereits unterschrieben Verträge werden ihm aufgrund seiner jüdischen Vergangenheit gekündigt. |
1935–38 | Komposition der Oper „Der König Kandaules“, die unvollendet bleibt (UA 1996, vervollständigt von A. Beaumont). |
1938 | Emigration in die USA. |
1942 | Er stirbt am 15. März in New York. |