Nicht erst zu Chopins und Liszts Zeiten war die Polonaise eine modische Tanzform. Bereits Johann Sebastian Bachs Sohn Wilhelm Friedemann führte den polnischen Nationaltanz auf einen frühen Gipfel. Seine zwölf Polonaisen waren seinerzeit so beliebt, dass sie in zahlreichen Handschriften überliefert wurden. Und so kann sich der Pianist hier an W. Fr. Bachs wohl gelungensten Klavierkompositionen überhaupt erfreuen. Farbig und wirkungsvoll geht es schrittweise aufsteigend durch die Tonarten. Eine Polonaise in Dur und in Moll stehen sich dabei jeweils gegenüber. Mit Elementen der sensiblen Empfindsamkeit betritt Bach mit seinen Polonaisen deutlich den Weg zum Charakterstück. Er spielte sie seinerzeit vermutlich auf dem Clavichord, dem zarten Lieblingsinstrument der „Empfindsamkeit“.
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Vorwort
Unter den Klavierwerken Wilhelm Friedemann Bachs (1710–1784) nimmt die Sammlung der zwölf Polonaisen eine besondere Stellung ein. Bachs Streben, traditionelle Kompositionsweisen zu überwinden und seinen Werken einen musikästhetisch neuartigen Gehalt zu geben, wird nirgends deutlicher als in diesen Sätzen. Mit seiner Idealisierung des Tanztyps der Polonaise durch Elemente … weiter
Kritischer Bericht
Über den Komponisten

Wilhelm Friedemann Bach
Ein deutscher Komponist, Organist und ältester Sohn Johann Sebastian Bachs. Ausgebildet von seinem Vater, zählte er zu Lebzeiten zu den gefragtesten Organisten. Als Komponist bediente er sich zunächst älteren musikalischen Formen, welche jedoch im Verlauf seines Schaffens zunehmend Elementen der Klassik wichen. Er schrieb u.a. virtuose Werke für Tasteninstrumente, darunter bedeutende Konzerte für Cembalo, Kantaten, Kammermusik sowie Orchesterwerke.
1710 | Er wird am 22. November in Weimar geboren. |
1717–23 | Er besucht (vermutlich) die lutherische Lateinschule in Köthen. |
1720 | Am 22. Januar legt sein Vater das Clavier-Büchlein für Wilhelm Friedemann Bach an. Es dokumentiert seinen frühsten musikalischen Werdegang und enthält erste Kompositionsversuche. |
1723 | Übersiedlung der Familie nach Leipzig. Am 14. Juni wird er Schüler der Thomasschule. |
um 1726 | Er erhält Violinunterricht bei Johann Gottlieb Graun. |
1729 | Am 5. März tritt er in die juristische Fakultät der Universität Leipzig ein. |
1733–46 | Am 1. August wird er Organist der Sophienkirche zu Dresden. Er engagiert sich im Musikleben des Dresdner Hofs und verkehrt mit musikinteressierten Adeligen, denen er einige seiner Kompositionen widmet. |
1746–64 | Er ist Organist der Liebfrauenkirche in Halle/Saale. Es entstehen zahlreiche Kantaten. Spannungen im Arbeitsumfeld veranlassen ihn zur Kündigung. |
ab 1764 | Mittels Privatunterricht versucht er den Lebensunterhalt seiner Familie zu sichern. |
ab 1774 | Er lässt sich in Berlin nieder. Er festigt seinen Ruf als virtuoser Konzertorganist und Improvisateur. |
1784 | Er stirbt am 1. Juli verarmt in Berlin. |