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Beethoven-Dokus

© 2020 by Wolf-Dieter Seiffert

Ludwig van Beethoven

Titel Ludwig van Beethoven

Untertitel --

Genre Dokumentation

Produktionsland Deutsche Demokratische Republik

Sprache Deutsch

Regie Max Jaap

Drehbuch Stephan Hermlin

Hauptdarsteller (Beethoven) --

Erscheinungsjahr 1954

Länge ca. 90 Minuten

Youtube --

IMDb Filmdetails

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DVD SCM Hänssler: vergriffen

Kurzkommentar
„Biografische Dokumentation über Leben und Werk des Ludwig van Beethoven; sorgfältig erarbeitet und gestaltet. Trotz einiger tendenziöser Textpassagen, die der historischen Sicht der 50er-Jahre geschuldet sind, ein vielseitig informierender Film. - Sehenswert ab 12.“ Quelle: Filmdienst

Empfehlung Nicht gesehen.

 

 

A film about the life and music of Beethoven

Titel A film about the life and music of Beethoven

Untertitel --

Genre Dokumentation

Produktionsland USA

Sprache Englisch

Regie ?

Drehbuch ?

Hauptdarsteller (Beethoven) --

Erscheinungsjahr 1960

Länge ca. 12 Minuten

Youtube Film 

IMDb --

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DVD --

Kurzkommentar
Ein recht oberflächlicher, lexikonartiger Durchgang in schwarz/weiß durch Beethovens Lebensstationen in nur 12 Minuten, mit einem pathetischen amerikanischen (Nachrichten-) Sprecher, der über Filmsequenzen (Natur, Originalschauplätze, in Kostümen gespielte Szenen) vor allem die demokratischen Ideen der Aufklärung ins Zentrum rückt; Hauptanliegen: „Beethoven's music is for all people“. Verzichtbar.

Empfehlung *

 

 

Ludwig van

Titel Ludwig van

Untertitel Experimentelle Dokumentation

Genre Deutscher Experimentalfilm (Collagen)

Produktionsland Deutschland (WDR)

Sprache Stummfilm

Regie Mauricio Kagel

Drehbuch Mauricio Kagel

Hauptdarsteller (Beethoven) --

Erscheinungsjahr 1970

Länge ca. 90 Minuten

Youtube Film

IMDb Filmdetails 

Wikipedia Artikel 

DVD Amazon

Kurzkommentar
1970 als experimentelle, zeitkritische Collage angelegt, mag dieser Film seinerzeit in Intellektuellenkreisen funktioniert haben, heute wirkt das traurige schwarz/weiß-collagierte Material nur schal und belanglos; bestenfalls als Zeitdokument interessant. Hörenswert ist freilich die „Filmmusik“: Kagels kompositorische Manipulationen originaler Musik Beethovens.

Empfehlung *

 

 

Beethoven. A Portrait

Titel Beethoven

Untertitel A Portrait

Genre Dokumentation

Produktionsland UK?

Sprache Englisch

Regie Balint Vazsonyi und Nicholas Vazsonyi

Drehbuch Balint Vazsonyi und Nicholas Vazsonyi

Hauptdarsteller (Beethoven) Antony Quale und Balint Vazsonyi

Erscheinungsjahr 1985

Länge ca. 52 Minuten

Youtube Film 

IMDb Filmdetails

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DVD --

Kurzkommentar
Balint Vazsonyi und Anthony Quayle besuchen Originalschauplätze Beethovens: Bonn, den Rhein, Wien und Heiligenstadt. Und sie tauschen ihr erhebliches Beethoven-Wissen in Gesprächen aus. Anspruchsvoll, wertvoll, aber doch auch arg „altväterisch“ und oft allzu pathetisch. Die YouTube-Kopie ist dazu leider noch unscharf und hat kurze Zwischenaussetzer; trotzdem sehenswert.

Empfehlung * * *

 

 

Ludwig van Beethoven

Titel Ludwig van Beethoven [für Kinder]

Untertitel Komponisten auf der Spur; Teil 2: Beethoven

Genre Doku-Fiktion

Produktionsland Österreich (Dorifilm Medienservice)

Sprache Deutsch

Regie Guntmar Lasnig

Drehbuch Thomas Brezina und Guntmar Lasnig

Hauptdarsteller (Beethoven) --

Erscheinungsjahr 1994

Länge ca. 20 Minuten

Youtube Film

IMDb Filmdetails

Weitere Infos --

DVD --

Kurzkommentar
Nach dem gleichnamigen Theaterstück der Jeunesse Musicale. Über weite Strecken dümmlich.

Empfehlung *

 

 

Beethoven. The Sound and the Fury

Titel Beethoven

Untertitel The Sound and the Fury

Genre Dokumentation

Produktionsland USA

Sprache Englisch

Regie Jeff Swimmer. Serie: Discovery History Documantary, by Jack Perkins

Drehbuch Jeff Swimmer

Hauptdarsteller (Beethoven) --

Erscheinungsjahr 1995

Länge 45 Minuten

Youtube Film englisch, Film italienisch, Film portugiesisch

IMDb Filmdetails

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DVD Amazon

Kurzkommentar
Erzählt von Ron Perlman (Editor: Madeleine Gavin). Rascher Durchgang durch Beethovens Lebensstationen, uninspiriert und monoton bebildert (ständig wandert die Kamera über Dokumente). Eingestreut werden mehr oder weniger originelle Statements von Musikern und Musikwissenschaftlern, wie Charles Rosen, Anne-Sophie Mutter, Kurt Masur, William Meredith, Michael White, John Suchet, Emerson String Quartet (Eugen Drucker und Philip Setzer), Isaac Stern und Robert Greenberg.

Empfehlung * *

 

 

Beethoven biography

Titel Beethoven biography

Untertitel Great Composers

Genre Dokumentation

Produktionsland UK (BBC)

Sprache Englisch

Regie Jill Marshall

Drehbuch Jill Marshall

Hauptdarsteller (Beethoven) --

Erscheinungsjahr 1997

Länge ca. 60 Minuten

Youtube Film

Youtube (Serie The Great Composers)
The Great Composers Part 1 (Josquin, Vivaldi, Händel, Haydn)
The Great Composers Part 2 (Bach, Scarlatti, Mozart, Beethoven, Schubert) [Beethoven: 1:12:36 ff.]
The Great Composers Part 3 (Berlioz, Chopin, Schumann, Liszt, Wagner, Brahms)
The Great Composers Part 4 - The Russians (Glinka, Balakirev, Mussorgsky, Rimsky-Korsakov, Tchaikovsky, Rachmaninoff, Shostakovich, Prokofiev, Stravinsky)

IMDb --

Weitere Infos --

DVD Amazon

Kurzkommentar
Ausgezeichnet entlang Beethovens Lebensstationen von Kenneth Branagh erzählt, zum Teil bebildert, zum Teil als Doku-Fiktion illustriert. Vor allem kommen bedeutende Beethoven-Forscher und -Musiker zu Wort, weshalb das Eigentliche, seine Musik, ausreichend und intelligent vorkommt. Es sprechen William Meredith, William Kinderman, Charles Rosen, Vladimir Ashkenazy, Nikolaus Harnoncourt, The Lindsays, Michael Tilson Thomas, J. Suchet, u.a.

Empfehlung * * * *

 

 

Ludwig van Beethoven. Triumph over Adversity

Titel Ludwig van Beethoven

Untertitel Triumph over Adversity

Genre Dokumentation

Produktionsland Kanada (Sound Venture Productions)

Sprache Englisch

Regie Neil Bregman und Katherine A. Jeans. Erzählt von John Kimura Parker (Pianist)

Drehbuch Michael Laewen

Hauptdarsteller (Beethoven) --

Erscheinungsjahr 1998

Länge 27 Minuten

Youtube Film mit spanischen Untertiteln

IMDb --

Weitere Infos --

DVD Amazon

Kurzkommentar
Recht lieblos und ohne Aufwand zusammengewürfelte Sendung aus einer kanadischen Fernsehserie: „Whole Notes. Stories behind the Classics“. Im Wesentlichen geht es um das harte Schicksal des ertaubten Beethoven und wie er dank seiner Musik dieses letztlich überwand. Dazu kommen einige Musiker und Historiker mit recht beliebigen Statements zu Wort: William Littler, Lynn Harrel, Richard Westerfield, Trevor Pinnock, Stephen Isserlis, Leon Botstein und vor allem Pinchas Zukerman, der auch als (wenig engagierter) Dirigent des National Arts Centre Orchestra of Canada mit Ausschnitten aus der 5. Symphonie zu sehen ist. Außerhalb der (zu langen) Musikeinspielungen sehen wir die Kamera über einige Dokumente und Portraits schweifen, dazu aus dem Off eine Erzählstimme. Verzichtbar.

Empfehlung *

 

 

Beethoven. Mark Steel Lectures

Titel Beethoven

Untertitel Mark Steel Lectures

Genre Doku-Fiktion

Produktionsland UK (BBC 4, for Open University)

Sprache Englisch

Regie Michael Cumming

Drehbuch Mark Steel

Hauptdarsteller (Beethoven) Martin Hyder

Erscheinungsjahr 2004

Länge ca. 30 Minuten

Youtube Film, Film französisch

IMDb Filmdetails

Wikipedia Artikel

DVD --

Kurzkommentar
„Beethoven was a rapper and punk”. Mark Steel (im Rahmen seiner legendären „Mark Steel Lectures“ in BBC 4) führt uns in seinem unnachahmlich britischen Brachial-Humor und alles andere als bierernst an einige Aspekte in Beethovens Leben und an einige konkrete Werke heran. Schon der Filmeinstieg über „classical music“ ist ein Meisterstück (John Cages 4'33 ...). Gelegentlich tritt Steel dabei auch als Beethoven verkleidet, im heutigen London und Wien agierend, auf. Immer wieder werden Briefstellen, Zeitgenossenberichte, musikwissenschaftlicher Jargon (Barry Cooper bekommt sein "Fett weg"), Lebensumstände usw. grandios persifliert.
Nur ein Beispiel von zig seiner großartigen Kurzepisoden: Beethoven als Klavierlehrer (7:05 ff.), u.a. mit „Elton John“.
Zum Brüllen komisch, kurzweilig (30 Minuten) – und daher insgesamt eine der besten Beethoven-Doku-Fiktionen ever.

Empfehlung * * * *

 

 

Beethoven’s Ninth symphony

Titel Beethoven’s Ninth symphony

Untertitel Documentary

Genre Dokumentation

Produktionsland Frankreich

Sprache Englisch

Regie Pierre-Henry Salfati

Drehbuch Pierre-Henry Salfati, Esteban Buch und Maynard Solomon

Hauptdarsteller (Beethoven) Erzähler John Tarzwell und Christian Brendel

Erscheinungsjahr 2004

Länge ca. 75 Minuten

Youtube Film 

IMDb Filmdetails

Wikipedia --

DVD --

Kurzkommentar
In dieser Doku geht es nicht etwa um die Musik der IX. selbst, sondern, basierend auf der brillianten Analyse von Esteban Buch: „Beethoven’s Ninth“ (1999), vornehmlich um deren widersprüchliche Rezeption: „it traces the complex and contradictory uses – and abuses – of Beethoven's Ninth Symphony since its premiere in 1824“ (Amazon).
Wäre da nicht dieser penetrante Pathos-Ton des Sprechers, in Verbindung mit seiner quasi religiösen, letztlich kitschigen Beethoven-Verehrung, dann wäre diese Doku das non-plus-ultra für alle kulturhistorisch interessierten Menschen. Allein aufgrund ihrer unglaublich umfangreichen Zusammenstellung historischer Filmdokumente sind diese gut 75 Minuten eine Lehrstunde. Denn Beethovens „Neunte“ ist ja bekanntlich mehr als irgendeine Symphonie; sie wird seit ihrer Uraufführung bis heute rund um den Globus politisch instrumentalisiert, von den „Guten“ wie auch den „ganz Bösen“, wie der Sprecher feststellt. Sie wurde und wird gleichermaßen vereinnahmt von – als Beispiele: Marxisten wie von Nationalsozialisten, von Freimaurern wie von Wagnerianern, von Freiheitskämpfern in Rhodesien (heute Nationalhymne) wie von französischen Republikanern. Sie diente als finale Weihe für Kamikaze-Flieger der japanischen Luftwaffe im 2. Weltkrieg, für Masseninszenierungen Mussolinis (Mascagni ließ bis zu 7.000 Musiker für die öffentliche Aufführung der „Ode an die Freude“ antreten) und sie erklingt natürlich auch zu historisch denkwürdigen Ereignissen (z.B. beim Mauerfall Berlin 1989; Gedenken an Befreiung KZ Mauthausen). All das und vieles mehr wird hier filmisch dokumentiert und analysiert.
Allein der Abspann (ab 1:15:30 ff.) mit den Quellennachweisen der schier unendlichen Anzahl aneinander geschnittener originaler Filmsequenzen nimmt 2 Minuten ein. Im Folgenden zähle ich die live auftretenden Persönlichkeiten auf, wie sie entweder Beethovens IX. (meist aus dem 4. Satz) spielen oder die sich ihrer „politisch“ angenommen haben, in der Reihe ihres Auftretens:
Karajan, Bismarck, Richard Wagner, Herreweghe, Nikisch, Masur, Lenin, Engels, Olga Kameneva, Weingartner (angeblich erste LP-Aufnahme der IX.), Liszt (4händig-Bearbeitung), Coolidge, d’Indy, Hindenburg, Hitler, Richard Strauss, Goebbels, Furtwängler, Alfred Rosenberg, Hans Eisler, Bruno Walter, Walter Abendroth, Toscanini, Clemens Kraus, Mengelberg, Mussolini, Mascagni, Pabst Pius XII., Knappertsbusch (18. April 1945 zu Hitlers Geburtstag), Paul Robesen, Sir Simon Rattle, Katsaris, Mitterand, Barenboim, Bernstein (1989: „Freiheit schöner Götterfunken“), Menuhin, Klemperer.
Weitere Highlights sind die Filmdokumente der Adaption der IX. durch die chinesische Kultur (noch vor der „Kulturrevolution“): ab 47:20 ff. – später dann noch einmal bei 1:06:00 ff.; die Massenaufführungen der IX. durch Japaner (bis heute); Toscaninis Aufführung von „Verdis“ „Hymne der Nationen" in lautstarker Reaktion auf das Ende der Nazi-Schrecken in Deutschland und Italien (hier komplett, ab 10:00 ff., unbedingt sehenswert); Roman Kofmans Aufführung der IX. in direktem Übergang nach Arnold Schönbergs „Ein Überlebender aus Warschau“ 2003; der Weg zur Europahymne (1971); die Ode vereinnahmt durch die Popkultur seit den 1970ern („what a price immortality“).
Geschickt verknüpft die Regie die ungezählten historischen Filmdokumente mit Ausschnitten aus frühen Beethoven-Spielfilmen, um auch die „Person Beethoven“ auftreten zu lassen (neben den bekannten Stummfilmen, insbesondere diejenigen mit Ewald Balser und Donatas Banionis – siehe Teil 1 der Filmographie). Außerdem geht die Kamera immer wieder über Gustav Klimts „Beethovenfries“ als Inbegriff der künstlerischen Umsetzung von Beethovens Idealen der Freiheit und Brüderlichkeit.

Empfehlung * * * *

 

 

Genius of Beethoven

Titel Genius of Beethoven

Untertitel A personal exploration by Charles Hazlewood

Genre Doku-Fiktion

Produktionsland UK (BBC documentary)

Sprache Englisch

Regie Francesca Kemp

Drehbuch Francesca Kemp und Charles Hazlewood

Hauptdarsteller (Beethoven) Paul Rhys

Erscheinungsjahr 2005

Länge ca. 180 Minuten (3x à ca. 60 Minuten)

Youtube
1 The Rebel 
2 Love and Loss
3 Faith and Fury

IMDb Infos zu Paul Rhys [es fehlt der Beethoven-Film]

Wikipedia Artikel

DVD --

Kurzkommentar
Ein außerordentlich eindrucksvoller, unbedingt sehenswerter, sehr ausführlicher Film über Beethovens Leben, mit einem ganz großartigen Schauspieler in der Hauptrolle: Paul Rhys, einem wunderbaren Erzähler und Analytiker, dem man gerne zuhört, sowie durchweg sehr guten, überzeugenden Schauspielern in allen Rollen.
Die Lebensgeschichte wird erzählt von dem intelligenten und begeisterten Charles Hazlewood. Aus Briefen Beethovens wird häufig zitiert, immer aus dem Off gelesen, dazu sieht man Beethoven mit der Feder schreiben oder in der Natur wandern (natürlich kommen auch das „Heiligenstädter Testament“ und der Brief an die „Unsterbliche Geliebte“ in Ausschnitten vor).
Hazlewood analysiert klug zentrale, auch ausschnitthaft auf historischen Instrumenten (u.a. Ronald Brautigam, Hammerklavier) erklingende Werke überzeugend, ohne zu sehr in fachliche Details abzudriften:
Teil 1: Kantate auf den Tod Joseph II.; Klaviertrio c-moll op. 1; „Mondschein-Sonate“; 2. Symphonie (deren Finale wird als „the music of a hooligan“ bezeichnet); „Eroica“
Teil 2: „Leonore (Fidelio)“; „Appassionata“; 5. Symphonie; „Erzherzog“-Trio
Teil 3: „Hammerklavier“-Sonate; Missa solemnis; 9. Symphonie; späte Streichquartette, insbesondere „Große Fuge“
Im Unterschied zu allen anderen Beethoven-Doku-Fiktionen kommen keine weiteren, heutigen „Experten“ außer Hazlewood zu Wort. Das ergibt einen großen Spannungsbogen „gespielten Lebens“, zumal der Film Beethovens Lebensstationen und deren wichtigste, allesamt gut recherchierten Lebensereignisse ruhig fließend erzählt. Manchmal etwas zu ruhig, also meines Erachtens zu langatmig (z.B. sehr lange Musikaufnahmen). Mein einziger Kritikpunkt an Hazlewood ist, dass er immer wieder Biografisches ungebrochen zur konkreten Werkanalyse heranzieht, also wie so oft bei Laien, Musik eindimensional aus privat Erlebtem ableitet. Dass Komponieren in erster Linie das souveräne Verfügen über ein Handwerk ist, auch und gerade bei Beethoven, wird allzu gerne übersehen; als hätte ein Beethoven nur „dramatisch“ schreiben können, wenn er Dramatisches erlebte (z.B. Neffen-Konflikt), „Heroisches“ nur, wenn er Behinderungen seines Körpers überwand (z.B. Taubheit) und Lyrisches nur, wenn er verliebt war. Der „politische“ Beethoven kommt meines Erachtens ebenfalls insgesamt zu kurz.
Die etwa 3-stündige (!) Doku-Fiktion wird sinnfällig in drei Teile, Lebensphasen, gegliedert. Ein besonders gelungener und von allen Schauspielern durchgehend großartig gespielter „Trick“ ist es, dass die wesentlichen Zeitzeugen aus Beethovens Leben nicht nur ihr Leben spielend auftreten, sondern darüber hinaus auch über Erlebtes vor der modernen Kamera berichten, wie in einem „Interview“:
Teil 1: Eleonore Wegeler, Bruder Carl, Joseph Haydn, Ferdinand Ries
Teil 2: Peter von Braun (Impressario), Prinz Karl Lichnowsky, Josefine Deym, Johanna van Beethoven (Schwägerin), Erzherzog Rudolf, Antonie Brentano
Teil 3: Stephan von Breuning, Nanette Streicher, Anton Schindler
Besondere „Highlights“: der Klavierwettbewerb mit Steibelt (1/30:00 ff.); die „Mondschein“-Sonate in Gegenwart von Guilietta Guicciardi (1/36:40 ff.); das gespielte Zitat aus dem „Heiligenstätter Testament“ (1/ 51:00 ff.); das Vierhändig-Klavierspiel und Abschied von Josefine Brunsvik (2/11:00 ff.); der Bruch mit Lichnowsky (2/23:30 ff.); der Dialog Rudolfs mit Beethoven über das „Komponieren trotz Taubheit“ (25:30 ff.); das „Interview“ mit Antonie Brentano – der unsterblichen Geliebten? (2/43:30 ff.); der Gehörsverlust während der Aufführung von op. 97 (2/ 54:00 ff.); die Analyse des „Spätstils“ anhand der Hammerklaviersonate (3/9:30 ff.); die berühmte Uraufführungsszene (Applaus) der 9. Symphonie (3/33:00 ff.); der totkranke, ja bereits halb verweste Beethoven, schonungslos gezeigt im Sterbebett (3/52:45 ff.).

Empfehlung * * * * *

 

 

Beethoven's Hair

Titel Beethoven's Hair

Untertitel --

Genre Doku-Fiktion

Produktionsland UK (CBC & BBC)

Sprache Deutsch (Original Englisch)

Regie Larry Weinstein

Drehbuch Thomas Wallner

Hauptdarsteller (Beethoven) Láry Hauser

Erscheinungsjahr 2005

Länge ca. 60 Minuten

Youtube Trailer englisch, Film deutsch (ZDF) (2 Teile)

IMDb Filmdetails

Wikipedia Artikel

DVD (Buch) Amazon

Kurzkommentar
Das „Ira Brilliant Center for Beethoven Studies“ ist seit 1994 stolze Besitzerin einer der vielen Haarlocken, die man Beethoven im Totenbett Ende März 1827 als Reliquie abschnitt. Allein 11 davon besitzt das Beethoven-Haus in Bonn. (Letztes Jahr, 2019, kam übrigens das vorerst letzte Beethoven-Haarbüschel für 31.000 Euro bei Sotheby's unter den Hammer.) Grundlage der enorm aufwändig gedrehten Doku-Fiktion ist Russel Martins Buch-Bestseller „Beethoven's Hair“.
Der Film, längst auch auf DVD zu erwerben, scheut wirklich keinen Aufwand („medizinischer Thriller“ General Anzeiger), um aus einer an sich recht mageren Story etwas vermeintlich Spektakuläres zu machen: Kamerateams reisten für diese Doku-Fiktion buchstäblich um die halbe Welt, um Orte und Personen aufzufinden und zu sprechen, die mit der Provenienz des Haarbüschels zu tun haben: Ferdinand Hiller (Wien) > dessen Sohn Paul (Köln) > unbekannter Verbleib > Dr. Freming (Dänemark) > dessen Tochter Michelle > Sotheby's > Ira Brilliant (Phoenix/AZ). Andererseits kommen zu Wort: etliche Mediziner, Medizin-Historiker, Gerichtsmediziner, ein Experte für chemische Haaranalyse (Dr. Bill Walsh), Physiker, Musikwissenschaftler und sogar noch ein Australier, der an Bleivergiftung litt und dank der Forschungen im Zusammenhang dieses Films nun geheilt ist. Schließlich wird der Film noch zusätzlich angereichert durch historische Filmausschnitte (Nazi-Propaganda, Beethoven-Spielfilme des frühen 20. Jahrhunderts: Balser, Baur, Kortner; siehe Teil 1 dieser Filmographie), Einspielungen des (mäßig inspiriert spielenden) Emerson String Quartets, und natürlich Doku-Fiktion durch zahlreiche nachgespielte Szenen des sterbenden Beethoven und seiner Umgebung.
Beethovens Locken werden, wortreich eingeleitet, von einem Urologen Dr. Che Guevara (!) in OP-Kleidung untersucht, dann in den „Argonne Labs“ (stärkste Röntgenquelle der Welt), noch viel wortreicher vorgestellt, minutiös untersucht. Ergebnis: Beethoven Haar weist eine bis zu 100fache Blei-Konzentration des Üblichen auf. Damit muss von einer Bleivergiftung des späten Beethoven ausgegangen werden. Entscheidend für Beethovens Tod dürfte nach aktueller Forschung allerdings nicht das Blei gewesen sein, sondern Beethovens Leberzirrhose (Alkoholmissbrauch; Panschen von Wein mit Blei-Kristallen). Der Versuch des Films, Beethovens Taubheit ebenfalls mit der akuten Bleivergiftung in kausalen Zusammenhang zu stellen, überzeugt wenig, ganz zu schweigen von dem angeblich vornehmlich durch Bleivergiftung verursachten cholerischen Wesen des Meisters, denn die Haaranalysen geben ja maximal Auskunft über die zurückliegenden 1–1,5 Lebensjahre des im März 1827 Verstorbenen. Ob demnach eine lebenslange Bleivergiftung vorlag, wie letztlich zu reißerisch behauptet, kann schlicht nicht bewiesen werden.
Die Doku ist geschickt ohne roten chronologischen Faden durcheinander geschnitten und damit in jeder Minute unterhaltsam. Man folgt atemlos den zahllos auftretenden Personen und Plätzen. Ira Brilliants sympathische Amateur-Begeisterung und (Sammel-)Leidenschaft für Beethoven stecken unmittelbar an. Die mehrfach zum Ausdruck kommenden hoch-emotionalen Momente vieler an sich kühl-rationaler Wissenschaftler im Verlauf der Doku (hier v.a. Ken Kemner, Argonne) zeigen uns, dass es nicht um irgendwelche Haare geht.

Empfehlung * * *

 

 

Ludwig van Beethoven. Genie am Abgrund

Titel Ludwig van Beethoven

Untertitel Genie am Abgrund

Genre Doku-Fiktion

Produktionsland Deutschland (3SAT)

Sprache Deutsch

Regie ?

Drehbuch Jürgen Büscher und Gero von Boehm

Hauptdarsteller (Beethoven) Uwe Ochsenknecht

Erscheinungsjahr 2007

Länge ca. 58 Minuten

Youtube Film 

IMDb Filmdetails

Weitere Infos --

DVD --

Kurzkommentar
Eine gut gemeinte, massenpublikum-taugliche Doku-Fiktion zu Beethovens Leben und seiner musikhistorischen Bedeutung, erzählt aus dem Rückblick der letzten Jahre. Uwe Ochsenknecht schlägt sich tapfer und weitgehend überzeugend als dem Schicksal mutig trotzender, schwerkranker Beethoven. Die meisten Dialoge sind oberflächlich und wirken häufig schlicht unglaubwürdig. Alle Klischees und Gerüchte werden abgearbeitet: wie zum Beispiel die beiden angeblichen unehelichen Kinder Beethovens (von Josefine Brunsvik und Antonie Brentano); Antonie Brentano als angeblich identifizierte „unsterbliche Geliebte“; die angebliche Syphillis; Beethovens heroisches „Ringen um jede Note“, ja der „Kampf bis zum Schluss“; usw. Ein Pharmakologe namens Richard Ludwig kennt auch die Ursache für die Ertaubung wie auch für Beethovens Tod: Enzephalopathie, verursacht durch eine massive Bleivergiftung (siehe oben: „Beethoven's Hair“, (c) 2005). Es kommen zu Wort: Anne-Sophie Mutter, Kurt Masur, Rita Steblin, Nancy Tanneberger, Klaus Martin Kopitz, Klaus Maria Brandauer, Isabella Rosselini.
Eine schauspielerisch lohnende Szene ist Beethovens Dialog mit seinem Neffen Karl, am Klavier die 9. Symphonie skizzierend (ab ca. 30:00 ff.). Alles ganz unterhaltsam, mehr aber nicht.

Empfehlung * *

 

 

Der junge Ludwig van Beethoven

Titel Der junge Ludwig van Beethoven

Untertitel --

Genre Doku-Fiktion

Produktionsland Deutschland (WDR)

Sprache Deutsch

Regie Michael Meert

Drehbuch Miachael Meert

Hauptdarsteller (Beethoven) Gabriel Denhoff

Erscheinungsjahr 2007

Länge 54 Minuten

Youtube Film 

IMDb Filmdetails

Wikipedia Artikel 

DVD --

Kurzkommentar
Eine arg betuliche Doku-Fiktion mit durchschnittlich agierenden Schauspielern, an vielen schönen Plätzen Bonns (und in Holland) zu Beethovens Jugend in Bonn – in 5 Kapiteln à ca. 10 Minuten. Aber immerhin kommen fundierte Fakten zur Sprache dank der engen Zusammenarbeit mit dem Bonner Beethoven-Haus (Andreas Eckhardt, Margot Wetzstein, Julia Ronge, Michael Ladenburger).

Empfehlung * * *

 

 

In Search of Beethoven

Titel In Search of Beethoven

Untertitel --

Genre Dokumentation

Produktionsland UK

Sprache Englisch (DVD mit Untertiteln in Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Japanisch, Chinesisch)

Regie Phil Grabsky

Drehbuch Phil Grabsky

Hauptdarsteller (Beethoven) --

Erscheinungsjahr 2009

Länge 139 Minuten

Youtube Trailer

IMDb Filmdetails

Wikipedia Artikel 

DVD Amazon

Kurzkommentar
Wie bereits in Phil Grabskys Dokumentarfilm „In Search auf Mozart“ (2007) gelingt es ihm auch in seiner Beethoven-Annäherung von 2009 hervorragend, Biographie und Werk ausführlich, fundiert und doch unterhaltsam vor uns auszubreiten. Aus dem Off erzählt Juliet Stevenson die Geschichte von Beethovens Leben. „Beethoven“ (ein Sprecher) liest immer wieder aus seinen Briefen vor (natürlich auch „Heiligenstädter Testament“, „Unsterbliche Geliebte“). Grabsky kombiniert in seinem über 2stündigen (!) Dokumentarfilm Interviews (Musiker, Historiker etc.), Live-Musik und schöne Bilder/Filme von Originalschauplätzen. Durch geschickten Schnitt und einen plausiblen Erzählfaden wird es nie langweilig, sondern bleibt, trotz der enormen Faktenfülle, immer spannend und bewegend. Die Kamera geht gerne (und auf Dauer etwas nervend) stets enorm nah an die Gesichter oder Hände der Sprecher und der Musiker heran.
Es kommen nahezu alle wesentlichen Lebensstationen Beethovens zur Sprache, wenn auch manchmal die inzwischen bekannten Details etwas zu freundlich geglättet (wie z.B. der „Neffenkonflikt“ oder Beethovens Alkoholmissbrauch).
Ein großartiger Querschnitt aus Beethovens Kompositionen wird in fabelhaften Live-Mitschnitten geboten, wobei ich mir – angesichts der Ausführlichkeit dieses Dokumentarfilmes – auch ein paar der unbekannteren Werke in Ausschnitten gewünscht hätte (z.B. eine der fast 200 überlieferten Volksliedbearbeitungen oder eines der grandiosen Streichtrios); abgesehen davon, dass das völlige Fehlen der gewaltigen „Diabelli“-Variationen unverzeihlich ist. Zum Vortrag kommen (in der Reihenfolge des Auftretens):
„Große Fuge“ op. 133, ein Klavierstück von Christian Gottlob Neefe (Beethovens Bonner Lehrer), „0.“ Klavierkonzert WoO 4, Kantate auf Joseph II, Klavierkonzert 2, Klaviertrio op. 1/1, Klaviersonaten op. 2/1, op. 2/2, Cellosonate op. 5/2, Klaviersonate op. 10/2, Streichquartett op. 18/6, 1. Symphonie, Violinsonate op. 24, „Mondschein-Sonate“, Violinsonate op. 47, 3. Klavierkonzert, 3. Symphonie, „Waldstein-Sonate“, „Appassionata“, Tripelkonzert, „Leonore/Fidelio“, 4. Symphonie, Violinkonzert, Streichquartett op. 59/2, Coriolan-Ouvertüre op. 62, Cellosonate op. 69, 6. Symphonie, 4. Klavierkonzert, 5. Symphonie, 5. Klavierkonzert, „Les Adieux“ op. 81a, „Harfen“-Streichquartett op. 74, „Für Elise“, „Wellingtons Sieg“ op. 91, 7. und 8. Symphonie, „Adelaide“ op. 46, Cellosonate op. 102/1, Klaviersonate op. 101, „Ferne Geliebte“ op. 98, Klaviersonaten op. 110 und 111, „Missa solemnis“, 9. Symphonie, Streichquartett op. 130 und „Große Fuge“ op. 133.
Zahlreiche wunderbare Musiker spielen diese Musik, einige davon treten im Verlauf des Dokumentarfilmes mehrfach auf (z.B. Norrington, Brautigam), etliche auch als Kommentatoren zur Musikinterpretation. In der Reihe ihres Auftretens:
Brautigam, Norrington, Biss, Vogt, Bezuidenhout, Ax, Gerhardt, Endellion Streichquartett, Chailly, Jansen, Brüggen, Noseda, Abbado, Donzen, Parrott, Repin, Harwood, Grimaud, Masur, Gerhaher & Huber, Lewis, Andsnes, Luisi.
Zahlreiche, überwiegend angelsächsische Musikwissenschaftler breiten einzelne biografische und werkspezifische Details (in chronologischer Reihenfolge) in unterschiedlicher Ausführlichkeit und Güte vor uns aus, einige davon als konstante Kommentatoren und Interpreten durch den ganzen Film hindurch (z.B. Cliff Eisen); in der Reihenfolge ihres Auftretens:
Northcott, Schmiel, Köntgen, Eisen, Bietti, Waterman, Jeffrey, del Mar, Marston, Kraus, Cooper, Langrée.
Highlights (der an sehenswerten Szenen reichen Produktion) sind zum Beispiel: der ausführliche Bericht zum berühmten 4stündigen Beethoven-Konzert 1808: Kapitel „An Epic concert“ (mit Cliff Eisen, Frans Brüggen, Hélène Grimaud, Kristian Bezuidenhout u.a.): 1:12:50–1:27:10; oder Paul Lewis und Leif Ove Andsnes über die Klaviersonate op. 110: 1:50:55–1:54:05.
Zeit und nötiges Interesse vorausgesetzt, ist diese sicherlich eine der besten Produktionen zu Beethovens Leben und Werk, die wir haben.

Empfehlung * * * * *

 

 

Iubiri imposibile

Titel Iubiri imposibile

Untertitel Ludwig van Beethoven si Jeanette d’Honrath

Genre Doku-Fiktion

Produktionsland Rumänien (TV Timisoara TVR 3)

Sprache Rumänisch

Regie Brindusy Armanca

Drehbuch Daniel Spataru

Hauptdarsteller (Beethoven) Adrian Korek

Erscheinungsjahr 2014

Länge 53 Minuten (2. Teil ab 27:35)

Youtube Film 

IMDb --

Wikipedia --

DVD --

Kurzkommentar
Rumänische TV-Produktion über einen biografischen Nebenschauplatz aus Beethovens Biographie, leider in einer Sprache (Rumänisch), die ich nicht spreche. Erzählerin, Frau Prof. Luciana Ianculescu, führt uns an zahlreiche Schauplätze in Temesvar (Rumänien) und zeigt uns etliche Dokumente zu Beethovens angeblich erster großer Bonner Liebe und deren späteren Lebensmittelpunkt Temesvar: Maria Johanna Sibilla von Honrath, spätere Ehefrau des Generals und Festungskommandanten in Temesvar General Carl von Greth (Wikipedia).

Empfehlung *

 

 

Mythos Beethoven

Titel Mythos Beethoven

Untertitel Dokumentation in 6 Teilen

Genre Dokumentation

Produktionsland Deutschland (ZDF & 3 SAT)

Sprache Deutsch

Regie Steinaecker, Wübbolt, von Karstedt

Drehbuch Steinaecker, Wübbolt, von Karstedt

Hauptdarsteller (Beethoven) --

Erscheinungsjahr 2016

Länge ca. 180 Minuten (6x30 Minuten)

Youtube
Teil 1 Der Revolutionär; 2 Der Verliebte
Teil 3 Der Virtuose; 4 Der Kranke
Teil 5 Der Unternehmer; 6 Der Unsterbliche

IMDb --

Wikipedia --

DVD jpc

Kurzkommentar
Sechsteilige, einigermaßen sehenswerte Beethoven-Dokumentation von Thomas von Steinaecker #01 und #04; Georg Wübbolt #02 und #03 und Carl von Karstedt #05 und #06. Als etwas onkelhafter Erzähler fungiert in allen sechs Teilen der holländische Beethoven-Biograf Jan Caeyers; als engagierter Schauspieler liest Uwe Bohm aus zahlreichen Beethoven-Briefen; und der stupende Pianist Rudolf Buchbinder wird sowohl mit zahlreichen Ausschnitten aus Beethoven-Sonaten, live aufgenommen im Großen Saal des Salzburger Mozarteums, als auch in knappen, durchweg interessanten privaten Statements zu Beethovens Werk und Leben gezeigt. Gewissermaßen als fachkundige Gäste kommen diverse Fachleute vor der Kamera zu Wort: in (1) Eva Gesine Baur (Kulturhistorikerin), in (2) Rita Steblin (Musikhistorikerin); in (3) Olaf Kirsch (Experte für historische Tasteninstrumente; in (4) Eckart Altenmüller (Musik-Mediziner), Olga Neuwirth (Komponistin) und Michael Ladenburger (Kustos des Beethoven-Museums, Bonn); in (5) Andrea Komlosy (Wirtschaftshistorikerin); in (6) kein „Gast“ neben den drei genannten Hauptakteuren.
In dieser ausführlichen, methodisch stringent aufgebauten Doku erfährt man, recht bieder und wenig abwechslungs- oder gar spannungsreich ausgebreitet, viele biografische, zeit- und kulturhistorische Aspekte zu Beethovens Leben, immer auch geschickt verquickt mit seinen Kompositionen. Eine nicht zu übersehende Schwäche der Dokumentation ist die fast ausschließliche Fokussierung auf die Klaviersonaten Beethovens; sicherlich richtig ist, wie Cayers formuliert, dass Beethoven „immer“ (?) das Klavier als sein „natürliches Biotop“ betrachtete und deshalb vom Klavier aus neue kompositorische Wege beschritt. Aber Sinfonien, Konzerte, Kammer- und Sakralmusik und anderes kommt bestenfalls kurz im klanglichen Hintergrund angespielt vor. Das ist einfach zu wenig und vermutlich letztlich einem schmalen Budget geschuldet. Eine Hintergrundstimme (Sandra Voss) fasst Fakten zusammen, Jan Caeyers spaziert durch originale Schauplätze, (die Kamera meist vor ihm her schreitend), und breitet sein fundiertes biografisches Wissen in recht einfach erläuternden Sätzen aus. Ein weiterer dramaturgischer, mich allerdings überzeugender Film-„Trick“, ist das Blättern in einem scheinbaren großen Folianten, in den hinein zahllose Beethoven-Portraits, Brief- und Notendokumente etc. montiert sind. Das ist kostenschonend und trotzdem ausreichend für eine Doku gemacht.
Wenn man erst einmal kurz hineinsehen möchte, empfehle ich Teil 5 „Der Unternehmer“. Mit den Dokumentationen und Doku-Fiktionen der BBC kann diese Produktion von 2016 weder inhaltlich noch filmisch mithalten.

Empfehlung * * *

 

 

Beethoven, Living history

Titel Beethoven, Living history

Untertitel --

Genre Doku-Fiktion

Produktionsland USA

Sprache Englisch

Regie Dennis Kobray

Drehbuch Dennis Kobray

Hauptdarsteller (Beethoven) Dennis Kobray

Erscheinungsjahr ca. 2016

Länge ca. 10 Minuten

Youtube Film

IMDb --

Weitere Infos Artikel

DVD Meet the Musicians

Kurzkommentar
In seiner vielteiligen Serie „Living History“ spielt Dennis Kobray mäßig überzeugend im historischen Kostüm Beethoven. „Beethoven“ berichtet also rückblickend über seine ersten Wiener Jahre („Ich …“) und spielt am Klavier sogar ganz ordentlich den Anfang der „Pathétique“. Es kommen einige wichtige Aspekte im Schnelldurchgang zur Sprache. Alles ein bisschen zu „aufgeregt“ und „anklagend“ (vielleicht für Kinder?) gespielt. In voller Länge auf DVD, Vol. 2. Verzichtbar.

Empfehlung *

 

 

The Secret of Beethoven's Fifth Symphony

Titel The Secret of Beethoven's Fifth Symphony

Untertitel --

Genre Dokumentation

Produktionsland UK (BBC)

Sprache Englisch

Regie Guy Evans

Drehbuch John Eliot Gardiner

Hauptdarsteller (Beethoven) --

Erscheinungsjahr 2016

Länge ca. 90 Minuten

Youtube Film

IMDb Filmdetails

Wikipedia Artikel 

DVD --

Kurzkommentar
Diese BBC-Produktion ist mit das Beste, das es bis heute zu Leben und Werk Beethovens gibt. Im Zentrum steht zwar die berühmte 5. Symphonie und deren musikalische wie hermeneutisch-historische Interpretation. Die Autoren greifen jedoch weit aus, wobei die wesentlichen Aspekte aus Beethovens Biographie, wissenschaftlich fundiert und durchweg unterhaltsam präsentiert, zur Sprache kommen.
John Eliot Gardiner dirigiert die 5. Symphonie Beethovens mit seinem phänomenalen „Orchestre revolutionnaire et romantique“ und führt uns gleichzeitig durch das Werk, das seiner Meinung nach eine „hidden radical message“ (eine verborgene radikale Botschaft) enthält, nämlich Beethovens tiefe Sympathie für die Ideale der französischen Revolution (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit). Da ein offenes Bekenntnis zu diesen Idealen in Wien zur Zeit der Entstehung der Symphonie (1807) höchst gefährlich gewesen wäre, versteckt er die Botschaft in Tönen und Zitaten.
Ian Hislop führt uns, wie ein Tourguide großartig in Zwischenschnitten moderierend, aber auch während der weitererklingenden Musik, zu den verschiedenen Schauplätzen aus Beethovens Leben in Bonn und Wien, und zu den Wurzeln der Französischen Revolution in Paris und Fontainbleau. Hervorragende Kamera und Motive.
Zur Sprache kommen u.a.: das „richtige Tempo“ des ersten Satzes (sehr schnell!); die Orchesterbesetzung mit „period instruments“ (und warum diese einen so anderen, „aufregenderen“ Klang erzeugen als ein modernes Orchester); der „Sturm auf die Bastille“ und die Selbstkrönung Napoleons zum Kaiser; das Pantheon in Paris und die Revolutionsmusik Cherubinis; die Bonner Geburtsstätte Beethovens und sein weit über normale Musikstunden hinausgehender Unterricht durch Neefe in Bonn; der große Einfluss der Werke und des Denkens Schillers („Räuber“) auf Beethoven; die adeligen Mäzene in Wien (Lobkowitz, Lichnowsky u.a.).
Im Originalinterview an unterschiedlichen Schauplätzen kommen neben dem außerordentlich intelligent und sympathisch argumentierenden John Eliot Gardiner weitere bedeutende Beethoven-Forscher und Historiker, Journalisten und Musiker zu Wort (in der Reihe ihres Auftretens): Philipp Wagner; John Suchet; Michel Noiray; Julia Ronge; Peter Hanson (Konzertmeister); Michael Harrison (Trompete); Lewis Lockwood; William Kinderman; Peter Becker; Birgit Lodes; Sheila O'Connell.

Empfehlung * * * * *