
Frédéric Chopin
Klaviersonate c-moll op. 4
Herausgeber: Norbert Müllemann, Sarah Gerbracht
Urtextausgabe, broschiert
HN 942
15,50 €lieferbar
von Wolf-Dieter Seiffert
Geschäftsführer G. Henle Verlag
01. März
Liebe Leserinnen und Leser des „Schumann-Forum 2010“,
mir fallen spontan nur drei Jahreszahlen ein, in denen gleich zwei Komponistengenies das Licht der Welt erblickten: 1685 (Bach und Händel), 1813 (Wagner und Verdi) und natürlich 1810. Denn vor 200 Jahren wurde nicht nur Robert Schumann geboren, sondern auch Frédéric Chopin. Und weil Chopin behauptete, am 1. März 1810 geboren worden zu sein (seine Taufurkunde sagt allerdings 22. Februar), soll der Monat März im „Schumann-Forum 2010“ überwiegend diesem ganz Großen der Musikgeschichte gewidmet sein.
Ich habe speziell für das „Schumann-Forum 2010“ einige herausragende Pianisten unserer Zeit zu ihrem persönlichen Verhältnis zu Schumann und Chopin befragt. Die Antworten dieser dem Verlag nahestehenden Künstler werden Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, im Verlauf der kommenden Monate präsentiert. Den Anfang macht Evgeny Kissin
Robert Schumann erkannte bezeichnenderweise sofort den künstlerischen Rang seines gleichaltrigen, aus Polen nach Paris übersiedelten Komponisten-„Kollegen“:
„Hut ab, Ihr Herren, ein Genie!“
schreibt er in seiner Besprechung (1831) der "Don Giovanni"-Variationen op. 2. Einige Jahre später (1835 und 1836) begegnen sich die beiden dann mehrmals privat. Wenig später komponiert Schumann als erster ein musikalisches Porträt Chopins (im 1837 komponierten Klavierzyklus „Carnaval“) und ein Jahr später widmet er ihm gar seine ganzen „Kreisleriana“. Chopin wiederum widmet seine zweite Ballade (1839) Robert Schumann.
Wer sich ausführlicher und konkreter über diese Jahre der Annäherung der beiden Genies, geboren 1810, Schumann und Chopin, informieren möchte, wer überhaupt zuverlässige Informationen zu Chopins Leben und Werk im Internet sucht, der sollte auf die ausgezeichnete » Homepage des Warschauer „Fryderyk Chopin Instituts“ gehen. Sie ist in polnischer und englischer Sprache verfasst (zu Schumann siehe den fabelhaften „Kalender“, darin wird man fündig unter dem 27.9.1835, dem 6.10.1835 und in den Tagen zwischen dem 11.—14.9.1836).
Chopin ist im Katalog des G. Henle Verlags seit unserer Gründung ein Zentralgestirn. Nahezu das gesamte Klavierwerk bieten wir seit den 1970er-Jahren im Urtext an. Unser Herausgeber, Dr. Ewald Zimmermann, erhielt für seine Verdienste um den korrekten Chopin-Notentext unter anderem den polnischen Verdienstorden für Kultur verliehen.
Inzwischen ist natürlich sehr viel geforscht worden zur Handschrift Chopins, zur komplexen Überlieferung seiner Werke und zu allerlei philologischen Feinheiten. In der Ausgabe vom 15. März des „Schumann-Forum 2010“ werde ich Ihnen zu diesem wichtigen Thema, wie ich hoffe, Lesenswertes bieten. Auch werde ich in 14 Tagen eine ganz besondere Neuerscheinung des G. Henle Verlags aus Anlass des 200. Geburtstags von Chopin vorstellen.
Doch heute soll im Zentrum unseres Interesses eine echte Chopin-Rarität stehen:
Der G. Henle Verlag hat nämlich erst vor wenigen Wochen ein vermutlich nur wenigen Musikern bekanntes Klavierwerk Chopins veröffentlicht. Nicht etwa ein kleines Gelegenheitsstückchen; nein, eine veritable, große viersätzige Klaviersonate.
G. Henle Verlag „proudly presents“ – die erste Urtextausgabe der Klaviersonate in c-moll op. 4 von Frédéric Chopin:
Herausgeber: Norbert Müllemann, Sarah Gerbracht
Urtextausgabe, broschiert
HN 942
15,50 €lieferbar
Wir im Henle Verlag sind überzeugt davon, dass es dieses frühe Gesellenstück des etwa 18-jährigen Frédéric verdient hat, endlich aus seinem Dornröschenschlaf geweckt zu werden. Vielleicht bedurfte es einer guten Urtextausgabe mit instruktiven Fingersatz-Beigaben, um nun den Weg in die Hochschulen und auf die Konzertbühnen zu finden (denn für Anfänger und bloße Liebhaber ist die Sonate nichts – sie ist technisch und musikalisch erstaunlich herausfordernd!).
Mein Kollege im Lektorat, Dr. Norbert Müllemann, hat diese Sonate zusammen mit Sarah Gerbracht für den G. Henle Verlag wissenschaftlich ediert. Er unterhielt sich vergangene Woche mit unserem Fingersetzer dieser Ausgabe, dem Pianisten Andreas Groethuysen, über das Stück. Herr Groethuysen hat sich sehr intensiv mit dem Werk auseinandergesetzt und er behauptet in diesem Gespräch:
„Chopin war ein Genie – eben auch schon als Achtzehnjähriger!“
Und: „Jede Neuausgabe bei Henle ist für die Musiker ein Signal“.
Das ganze überaus instruktive Gespräch (in deutscher Sprache) hören Sie hier; es beginnt mit einem kurzen Ausschnitt des Sonatenanfangs:
Fortsetzung am 15. März