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Feuilleton

Schumann Forum 2010

Schumann in China

von Wolf-Dieter Seiffert
Geschäftsführer G. Henle Verlag

01. November

Prof. Li Ming Qiang

Liebe Leserinnen und Leser,

gerade komme ich aus Shanghai von der internationalen Musikmesse zurück. Ich hatte in Shanghai die Gelegenheit, einen der profiliertesten chinesischen Pianisten, Hochschullehrer und Juroren internationaler Klavierwettbewerbe zu interviewen: Professor Li Ming Qiang, Hongkong. Natürlich stand die Musik Robert Schumanns im Zentrum des Gesprächs.

Wie sieht man den deutschen Romantiker aus der chinesischen Ferne? Versteht man überhaupt seine Musik oder gibt es nur schwer überwindbare Hürden? Unser Gespräch war für mich auch deshalb sehr wichtig, weil man bekanntlich durch den Wechsel der Perspektive vieles anders, neu und frisch sehen kann. Setzt man sich gewissermaßen die chinesische Brille auf, so wird plötzlich Schumanns Musik aufregend neu erfahrbar. Davon berichtet das Interview, das Sie auf einige Statements zusammengefasst anhören können (in Englisch, aber auch mit ein paar chinesischen Sätzen) oder etwas ausführlicher in der deutschen oder englischen schriftlichen Zusammenfassung nachlesen können.

Klicken Sie HIER, um die schriftliche Version zu lesen.

Wolf-Dieter Seiffert und Li Ming Qiang

Zu Beginn des Gesprächs bat ich Herrn Li, uns einen kurzen Überblick über die aktuelle Situation der chinesischen Konservatorien zu geben. Auf meine Bitte hin, begann er seine Antwort in Mandarin, dann wechselte er zu Englisch, wobei es dann auch bis zum Ende des Gesprächs blieb:

Sehr bald sind wir dann auf Schumann und seine Klavierwerke zu sprechen gekommen. Professor Li stellte fest, dass, genau wie in den westlichen Ländern, eine Handvoll Schumann-Werke besonders populär seien, der Rest aber unbekannt. Insgesamt meinte er, sei Chopins Musik den Chinesen viel näher als Schumanns. Schumann sei eigentlich für alle Asiaten nur schwer verständlich. Warum?

Und dennoch sei die Musik der „Romantik“ insgesamt beim chinesischen Publikum (und unter den chinesischen Musikern) die bei weitem beliebteste.

Nicht ohne Stolz darf ich an dieser Stelle exklusiv für Sie berichten, dass der G. Henle Verlag zusammen mit dem Musikverlag „Shanghai Music Publishing House“ (SMPH) in diesem Jahr einen Lizenzvertrag über sämtliche Klavierwerke Schumanns in unserer neuen revidierten Ausgabe abgeschlossen hat. Im Verlauf der nächsten Jahre werden alle sechs Bände ins Chinesische übersetzt und in dieser Version (ausschließlich) auf dem chinesischen Markt angeboten. Professor Li hat an dem Zustandekommen dieser wegweisenden Lizenzvereinbarung einen nicht unerheblichen Anteil. Diese SMPH-HENLE-Ausgabe wird das Werk Schumanns zukünftig im korrekten, verlässlichen Notentext ganz entscheidend in China verbreiten.

Hier der Ausschnitt aus unserem Gespräch zu diesem vor allem für den chinesischen Musiker zukunftsträchtigen Thema:

Als ein kleines Extra lade ich Sie noch ein, zu lesen, was Li Ming Qiang zu Schumanns Werk in Vergleich zu Frédéric Chopins zu sagen hat: 9 Fragen

Wie immer zum Abschluss eines meiner 14-tägig hier neu erscheinenden Schumann-Beiträge, will ich Ihnen eine ganz besonders hörenswerte Schumann-Interpretation anbieten. Natürlich soll im heutigen Beitrag ein, nein d e r chinesische Pianist unserer Tage „zu Wort“ kommen: Lang Lang. Das virtuose Feuerwerk, das er gerade bei den „Abegg-Variationen“ op. 1 abzubrennen vermag, findet diskographisch nur wenige Entsprechungen (meine Favoritin ist und bleibt bei diesem Werk allerdings Clara Haskil). Lang Lang trifft meines Erachtens genau den bei diesem ersten Opus Schumanns intendierten Ton zwischen Salon- und Konzertsaal, klar und präzise im Ton, mit einer immer wieder staunenswert souveränen Leichtig- und Lässigkeit. Hier der 8-minütige YouTube-Film des Live-Mitschnitt in der Carnegie-Hall, New York 2003:

[Video leider nicht mehr verfügbar]

 

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