Anfrage von Friedrich Kleinknecht:

In meiner Partitur der Streichquartette Beethovens prangte jahrelang das Autograph des Beginns des langsamen Satzes von Op. 59 Nr. 3. Da ist das Haus 1 sehr genau dynamisch bezeichnet (die Celloüberleitungs-Pizzikati). Dr. Wolf-Dieter Seiffert sagte mir schon einmal, dass Beethoven bei der Drucklegung oft noch geändert hat. Da steht dann meist in den Ausgaben ein cresc. in Klammer. Wenn ich mich recht entsinne, steht im Autograph am Schluss ein Piano.

Wo kann ich Genaueres darüber nachlesen?

Herzliche Grüße,

Friedrich Kleinknecht, Bangkok

Antwort des G. Henle-Verlags:

Sehr geehrter Herr Kleinknecht,

der Kritische Bericht zum entsprechenden Band der Beethoven-Gesamtausgabe (HN 4201) liegt leider noch nicht vor. Aber da die Hauptquellen über das digitale Archiv des Beethoven-Hauses einsehbar sind, kann ich Ihnen doch eine Antwort aus philologischer Sicht geben.

Im Autograph zum Streichquartett op. 59 Nr. 3, Satz II „Andante con moto quasi Allegretto“ gibt es für die Takte 5–6 sowohl für prima als auch für seconda volta keinerlei Dynamik, dagegen steht für die erste Note des Cellos ein p in Takt 7.

In der Originalausgabe muss Beethoven diese Stelle dynamisch geändert haben, denn wie die Cellostimme zeigt, ist nun in Takt 5 (prima und seconda volta) ein cresc. eingetragen. In Takt 7 allerdings fehlt jede dynamische Bezeichnung, sicherlich aus Versehen. Daher hat der Herausgeber der Henle-Ausgabe hier zur 1. Note ein f, zur 2. Note ein p ergänzt, was angesichts des cresc. davor und des p der neu einsetzenden anderen Streicher (und auch in Analogie zu Takt 1) sehr sinnvoll erscheint.

Mit freundlichen Grüßen

Peter Jost, G. Henle Verlag

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