Im Februar 2016, vor mehr als drei Jahren, erschien die iOS-Version unserer Henle Library App. Seitdem ist viel geschehen, nicht nur als Ergebnis unseres Engagements, sondern auch bei Apple und dem iPad. Ein kleines Update zum Stand der Dinge!

Sie haben es sicher auch schon bemerkt, das Musizieren von Tablet Computern ist auf dem Vormarsch, auch in der Welt der Klassischen Musik. Wenn ich zurückdenke an die letzten Wochen und Monate, so fallen mir viele Gelegenheiten ein, bei denen mir (fast immer) iPads im Konzertsaal und bei Proben begegneten – ein Recital mit Leonidas Kavakos und Yuja Wang, bei dem auf dem Flügel nur noch das iPad und unter dem Flügel ein zusätzliches Pedal zu sehen waren; ein Konzert mit Julia Fischer und Augustin Hadelich mit der Academy of St. Martin in the Fields, bei dem im Orchester ebenfalls in den Celli ein Tablet statt gedruckter Noten zum Einsatz kam; und schließlich bei der heimischen Klaviertrio-Probe, zu der der befreundete Cellist, nachdem ich ihn mit unserer App bekannt gemacht hatte, prompt begeistert nur noch mit einem großen iPad Pro erscheint.

Von der Bibliothekarin an der berühmten Juilliard School in New York, die sich sehnlichst eine Lösung für unsere App in ihrer Institution wünscht, höre ich außerdem, dass eine beachtliche Zahl der Studierenden nur noch „digital unterwegs“ ist. Es lässt sich nicht mehr leugnen, der überall zu beobachtende digitale Wandel ist bereits dabei, unseren Musizieralltag zu verändern. Wie weit dieser Wandel gehen wird, ist auch für uns die spannende und herausfordernde Frage der nächsten Jahre und Jahrzehnte.

Ich betone es immer wieder, besonders gegenüber Kollegen aus der Welt des Gedruckten: Im Gegensatz zum eindeutigen Ende eines Buchprojektes – der Veröffentlichung – begann mit dem Erscheinen unserer Henle Library App das eigentliche Projekt erst. Zunächst gilt es nämlich, unseren Urtextkatalog für die App aufzubereiten. Inzwischen liegen ca. 500 Urtextausgaben vor (d.h. über 6.000 Verkaufseinheiten, da wir alle Werke und bei Kammermusik alle zugehörigen Stimmen einzeln anbieten).

Darüber hinaus wollen wir natürlich unser ganz besonderes „Feature“ weiter bedienen: die Möglichkeit, für bedeutende Solo- und Kammermusikwerke verschiedene Bezeichnungen und Fingersätze großer Künstler der Vergangenheit und Gegenwart auswählen zu können. Wir sind sehr stolz und dankbar, dass hier zahlreiche Instrumentalisten ersten Ranges exklusiv für unsere App aktiv geworden sind: Renaud Capuçon, David Geringas, Johannes Moser, Antoine Tamestit, Christian Tetzlaff, das Armida-Quartett und viele, viele andere.

Neben den inhaltlichen Erweiterungen stellen uns Apples Neuentwicklungen und Optimierungen immer wieder vor neue Herausforderungen. Für unsere Musiker von besonderer Bedeutung sind zum einen die großen iPads mit einem 12,9“ Bildschirm. Das erste Modell erschien im November 2015, zu einem Zeitpunkt, als die Entwicklung unserer App bereits im Wesentlichen, auf die kleineren Modelle optimiert, abgeschlossen war. Zwar hatten wir eingeplant, dass die Notendarstellung sich individuell auf die Bildschirmgrößen und -verhältnisse anpassen konnte. Nicht ahnen konnten wir allerdings, dass durch die nun vorhandene Größe von 12,9“ im Querformat gut lesbar zwei Seiten nebeneinander darstellbar sind – eine Aufgabe für ein zukünftiges Update unserer App.

Zwei-Seiten-Ansicht in ForScore.

Mit dem iPad Pro führte Apple außerdem den Pencil ein, inzwischen existiert bereits der Pencil 2 mit einem eigenen Action-Button auf dem Stift selbst. Wir haben dies zum Anlass genommen, unseren gesamten Annotationsmodus, der auf die Benutzung des Pencil nicht optimal vorbereitet war, in einem aktuellen Update umzubauen. Wir haben diese Gelegenheit auch genutzt, um einige zusätzliche Verbesserungen vorzunehmen. Aber der Reihe nach.

      1. Sie können nun auf drei verschiedene Arten in den Annotationsmodus wechseln. Wenn Sie einen Pencil (1) besitzen, tippen Sie einfach an einer beliebigen Stelle auf die Noten und die App wechselt in den Annotationsmodus. Mit dem Pencil 2 können Sie zusätzlich mit Doppel-Tippen auf die Stiftseite in den Modus wechseln. (Natürlich funktioniert der Wechsel weiterhin auch mit dem Finger. Einfach auf die Noten tippen und dort verbleiben, bis der Annotationsmodus sich meldet.)
      2. Einer der Kritikpunkte an unserem alten Annotationsmodus richtete sich gegen die vielen Boxen, die sich um jedes Geschriebene bildeten. Diese Boxen gehören nun beim Schreiben und Löschen von Eintragungen der Vergangenheit an. Sie erscheinen nur, wenn Sie über das neue Verschieben-Icon Eintragungen an eine andere Stelle in den Noten bringen möchten.
      3. Endlich gibt es nun auch eine Löschen-Funktion. Wählen Sie das entsprechende Icon und tippen Sie mit dem Finger oder dem Pencil auf das Zeichen, das Sie löschen wollen.
      4. Während Sie früher immer nur in einer ausgewählten Akkolade Eintragungen machen konnten, fällt diese Beschränkung nun weg. Im Annotationsmodus können Sie zwischen den Akkoladen beliebig wechseln.
      5. Auch können Sie nun im Annotationsmodus mit der Zwei-Finger-Geste an jede beliebige Stelle in den Noten wischen oder mit der Zoom-Geste die Noten an entsprechender Stelle vergrößern oder verkleinern.
      6. Schließlich haben wir die Zeichenpalette noch um einige nützliche Zeichen ergänzt.

Außerhalb des Annotationsmodus haben wir zusätzlich eine auf Anhieb vermutlich gar nicht wahrnehmbare aber substantielle Veränderung vorgenommen: Wir haben die Darstellungsfläche für die Notenseiten um einiges vergrößert.

Wir hoffen, dass es Ihnen dank dieser Verbesserungen noch mehr Freude bereitet, unsere Henle Library App zum Musizieren einzusetzen. Bitte lassen Sie uns wissen, was wir in Zukunft weiter optimieren können und scheuen Sie sich nicht, bei unserem Support um Unterstützung zu bitten, wenn etwas nicht so funktioniert, wie Sie es sich wünschen: app-user-support@henle.de.

Und tausend Dank für die vielen enthusiastischen Rückmeldungen zu unserer App!

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6 Antworten auf »Die Henle Library App – ein Update«

  1. Wieland Hartwich sagt:

    Hallo nach München,
    – die Löschfunktion ist eine große Hilfe.
    – Ich vermisse in der Zeichenpalette einen kleinen Bogen zur Kennzeichnung von Substitutionsfingersätzen (stummer Fingerwechsel, z. B. 14 mit Bogen über beiden Zahlen).
    – Zur genauen Platzierung der beiden Zeichen für den Pedalgebrauch, wäre es, mir angenehmer, wenn sie kleiner wären.
    – Für EDV- Neulinge sind die Anleitungen zum Gebrauch der App zu spartanisch.
    Folgende Fragen können auftauchen:
    – was ist ein Layer?
    – wie druckt man seine Bearbeitungen?
    – wie löscht man ältere Bearbeitungsstufen?
    – die Arbeit mit der cloud sollte kurz erläutert werden.
    Danke für die Verbesserungen und weiterhin gute Einfälle.
    Gruß aus der Pfalz,
    Wieland Hartwich

    • Lieber Herr Hartwich,
      herzlichen Dank für ihre zwei ausführlichen Kommentare mit so vielen anregenden Aspekten!
      Ein paar kurze Anmerkungen zu diesem ersten Abschnitt:
      1. Gerne werden wir beim nächsten Update die Zeichenpalette erweitern. Wir sammeln bereits weitere neue Zeichen.
      2. Kennen Sie unseren “FAQ” (frequently asked questions)-Abschnitt unter “Über Henle Library” unten rechts in der App? Dort finden sie einige Antworten auf Ihre Fragen. Sollten Sie tatsächlich EDV-Neuling sein, so würde ich Ihnen empfehlen, an einem der kostenlosen iPad-Einführungskurse in den Apple-Stores teilzunehmen, wenn einer in Ihrer Nähe ist. Ansonsten gibt es auf YouTube zahlreiche Einführungsvideos zu vielen grundlegenden Funktionen des iPads, die wir auch in der App nutzen.
      3. Die Bearbeitungen können Sie über Airprint an jeden Drucker schicken, der mit dieser Schnittstelle ausgestattet ist. Einfach die Bearbeitungen aufrufen und dann auf das Drucker-Symbol tippen.
      4. Sie können Bearbeitungen löschen, indem Sie oben links auf das “Sandwich”-Symbol tippen (im Annotations-Modus) und in der Liste auf dem Layer, den Sie löschen möchten, nach links swipen. Dann erscheint ein Delete-Feld (ist eine Apple-Standard-Funktion).
      5. Sämtliche Noten, die sie gekauft haben, werden ebenso wie Ihre Bearbeitungen und Aufnahmen in der Cloud gespeichert. D.H., wenn Sie die Noten von Ihrem Tablet löschen, sind sie weiterhin in der Cloud zum Herunterladen vorhanden. Das ist z.B. nützlich, wenn Sie ein neues iPad kaufen oder Ihr iPad neu installieren müssen. Nichts geht verloren.
      Beste Grüße
      Norbert Gertsch

  2. Wieland Hartwich sagt:

    Guten Morgen,
    hier ein kleiner Nachtrag zu meinem gestrigen Kommentar.
    – Nicht selten trägt man in seine Noten Anmerkungen zur Ausführung von Verzierungen ein indem man sich dazu die Notenlinien aufzeichnet. Wäre das nicht sinnvoll auch in der App zu ermöglichen, etwa durch Erweiterung der Zeichenpalette?
    – Es wäre vielleicht interessant, über die App ein Benutzerforum einzurichten, in dem man sich über Einzelfragen und Probleme austauschen könnte: Diskussion über Fingersätze, die angeboten werden, Bewältigung von Schwierigkeiten durch Arrangieren des Notentexte, eigene bewährte Fingersätze, Pedalgebrauch etc.
    – Erweiterung des Fingersatzangebotes:
    Vorschlag bei Chopin: Askenase-Ausgabe (s. meine Ausführungen dazu in der Wikipedia unter Frédéric Chopin), auch wegen der genauen Pedalisierung.
    Ausgabe Leonid Kreutzer (Tonmeister-Ausgabe bei Ullstein) mit vollständiger Pedalisierung.
    Vorschlag zu Beethoven-Sonaten: Ausgabe Bronislaw von Pozniak bei Peters. (s. meinen Wikipedia Artikel ). Enthält moderne Fingersätze (ohne Fingerwechsel, manche Erleichterungen) im Gegensatz zu den angebotenen (d’Albert), die die ältere Pianistik repräsentieren.
    Einen schönen Tag wünscht
    Wieland Hartwich

    • Lieber Herr Hartwich,
      auch hierzu ein paar Anmerkungen:
      1. Ja, ich könnte mir tatsächlich vorstellen, dass wir ein leeres Notensystem als Zeichen in die Zeichenpalette aufnehmen.
      2. Über das Benutzerforum denken wir hier schon lange nach. Ich will nicht ausschließen, dass das einmal kommt.
      3. Fingersatz: Chopin und Pedalisierung ist ein besonderes Problem. Da wir den Urtext wiedergeben und Chopin selbst Pedalzeichen angibt, müssten wir die Pedalisierungen anderer Herausgeber danebenstellen. Das ist sehr unübersichtlich, wir haben bisher dafür keine gute Lösung gefunden.
      4. Wir haben einige neue Fingersätze für die Beethoven-Sonaten in Arbeit. Lassen Sie sich überraschend. Es dauert allerdings aufgrund der “Masse” noch ein Weilchen.
      Beste Grüße
      Norbert Gertsch

  3. Kai Adomeit sagt:

    ….also, bei mir funktioniert der Radiergummi nicht. Ansonsten: Viel besser als vorher!

    • Lieber Herr Adomeit,
      der Radiergummi funktioniert nur bei eigenen Annotationen und Fingersätzen. Einfach das Icon anwählen und dann auf die Eintragung tippen, die sie löschen wollen. Sollten Sie trotzdem Probleme damit haben, bitte wenden Sie sich doch an unseren Support, der das gerne mit Ihnen aussortiert. app-user-support@henle.de
      Beste Grüße
      Norbert Gertsch

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