Alexander Skrjabin (1872–1915) zum 150. Geburtstag, Teil II

Alexander Skrjabin (1872–1915)

Wie in meinem letzten Blog angekündigt, ist der Sammelband mit den Etüden op. 8 von Alexander Skrjabin inzwischen erschienen – unser Geburtstagsgeschenk für Alexander Skrjabin. Er enthält alle zwölf Etüden, plus im Anhang eine zweite Fassung der berühmtesten, der Nr. XII. Aber dazu später mehr. Zuerst möchte ich die Frage beantworten, mit der mein letzter Blog-Beitrag schloss: Wie kommt es, dass der donnernde Abschluss der letzten Etüde mit seinem himmelstürmenden Aufstieg über die gesamte Klaviatur im erhaltenen Autograph gänzlich anders bezeichnet ist? Weiterlesen

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Ein Meilenstein in der Musikgeschichte: Schönbergs 2. Streichquartett op. 10

Arnold Schönberg (1874–1951), Aufnahme um 1908

In seinem Dankesbrief an die Gratulanten zu seinem 75. Geburtstag äußerte Arnold Schönberg im September 1949, er habe sich damit abgefunden, dass er auf volles Verständnis für sein Werk bei seinen Lebzeiten nicht mehr rechnen darf, und überschrieb seine teils schmerzlich-bitteren, teils selbstbewusst-stolzen Äußerungen mit der schlagzeilenartigen Formel „Erst nach dem Tode anerkannt werden —-!“. Die Prophezeiung des Komponisten ist, wie wir heute wissen, bereits relativ schnell nach seinem Tod 1951 eingetroffen, gilt er doch spätestens seit den 1970er Jahren unbestritten als einer der maßgeblichsten Komponisten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts – auch wenn die Zahl der Aufführungen seiner Musik nach wie vor nicht mit dieser weltweiten Anerkennung Schritt hält.

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Eine unklare Stelle in Brahms’ Vier ernsten Gesängen op. 121

Ein Gastbeitrag von Johannes Behr von der Johannes Brahms Gesamtausgabe, Kiel.

Johannes Brahms, aufgenommen im Juni 1896
(Brahms-Institut an der Musikhochschule Lübeck)

Am 3. April 1897, vor nunmehr 125 Jahren, starb Johannes Brahms. Etwa ein Dreivierteljahr zuvor hatte er, von seiner Todeskrankheit zunehmend niedergedrückt, die Komponistenfeder endgültig aus der Hand gelegt. Noch im Mai und Juni 1896 hatte er sich mit der Ausarbeitung von insgesamt elf Choralvorspielen für Orgel beschäftigt. Er übe „in kleinen Schosen Buß und Reu“, schrieb er damals an Eusebius Mandyczewski – und lieferte damit ein Beispiel für seine Art, sich desto schnoddriger über eigene Musik zu äußern, je ernster es ihm eigentlich damit war. Erst 1902 wurde diese von der besonderen Aura des ‚letzten Werkes‘ umwehte Sammlung aus dem Nachlass als Opus 122 veröffentlicht. Die elf Choralvorspiele sind in der Neuen Brahms-Gesamtausgabe bereits erschienen (Serie IV) und auch in einer hierauf basierenden Urtextausgabe zugänglich (HN 1368). Weiterlesen

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Vier Stimmen, viele Fragen: Zur Überlieferung von Streichquartetten

Geneigte Besucherinnen und Besucher unserer diversen digitalen Plattformen wissen es schon: 2022 steht bei Henle unter dem Motto „Henle4Strings“ das Streichquartett im Mittelpunkt. Höchste Zeit also, dass auch unser Blog sich diesem Thema nähert, zumal die Gattung – wenn man mal von der regelmäßigen Berichterstattung über den Fortschritt am Groß-Projekt Mozart-Streichquartette absieht – in diesem Blog regelrecht unterbelichtet ist. Weiterlesen

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Henle Library App – der nächste große Meilenstein

Sechs Jahre alt ist unsere App, und wir können endlich verkünden: Alle Werke unseres Urtext-Katalogs sind darin nun im digitalen Gewand erhältlich! Weiterlesen

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Alexander Skrjabin (1872–1915) zum 150. Geburtstag, Teil I

Alexander Skrjabin (1872–1915)

Ich gebe zu, während ich die Überschrift zu diesem Blogbeitrag getippt habe, musste ich kurz nachschauen und mich vergewissern: Skrjabin wird erst 150 Jahre alt? Aber es stimmt. Der russische Pianist und Komponist ist somit nur 2 Jahre älter als z.B. Arnold Schönberg. Obwohl mir völlig klar ist, dass Skrjabins spätere Kompositionen die Grenzen der Tonalität sprengen, hätte ich ihn gefühlsmäßig viel weiter zurück ins 19. Jahrhundert datiert als den Begründer der 12-Ton-Methode. Aber hier soll es nicht um einen Vergleich gehen. Die Verwunderung über das späte Geburtsdatum dient mir nun jedoch als guter Ausgangspunkt, die bisher im G. Henle Verlag erschienenen Skrjabin-Editionen und den Stilwandel in der Musik des russischen Komponisten kurz an mir vorüberziehen zu lassen. Skrjabin – ein Romantiker oder doch ein „Moderner“? Weiterlesen

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Allerneueste Erkenntnisse zu Mozarts Klaviersonate A-dur KV 331

W. A. Mozart (1756–1791)

„Aller guten Dinge sind drei“ – diese Redewendung fiel mir ein, als ich mich an folgenden Text setzte. Denn zu Mozarts berühmter „Alla Turca“-Klaviersonate in A-dur habe ich hier im Henle-Blog schon zweimal geschrieben: Nummer 1 behandelte den sensationellen Budapester Fund des Mozartschen Teilautographs der Sonate und die editorischen Konsequenzen daraus. Diese führten schlussendlich zu unserer revidierten Neuausgabe. Nummer 2 entwirrte erstmals die bis dahin falsch interpretierten Wiederholungsanweisungen auf Mozarts autographer letzter Seite des „Rondo Alla Turca“. Und nun Nummer 3: In der Zwischenzeit ist doch tatsächlich eine bislang völlig unbekannte Kopistenabschrift der Sonate aus Mozarts Zeit (!) aufgetaucht. Weiterlesen

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Ein Konzert für den „Posaunengott“ – Ferdinand Davids Concertino op. 4 endlich im Henle-Urtext

Ferdinand David (1810–1873). Lithographie von J. G. Weinhold, Leipzig 1846

Die Posaune ist ein Instrument mit einer altehrwürdigen, aber auch wechselvollen Geschichte. Nach ihrer ersten großen Blütezeit in Renaissance und Frühbarock führte sie im späten 17. und im 18. Jahrhundert lange ein Nischendasein, und erst Beethoven verdanken wir ihre „Wiedereingliederung“ ins Symphonieorchester, aus dem sie seither nicht mehr wegzudenken ist (vgl. unseren Blogbeitrag zum Beethoven-Jahr 2020). Als veritables Soloinstrument kam die Posaune aber erst im 20. Jahrhundert richtig zur Geltung – vor allem im Jazz wurden ihre vielfältigen Klangfarben und Spieltechniken geschätzt (hier eine kleine Kostprobe des legendären J. J. Johnson).

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Weihnachts-Blog

Leider hat die Corona-Pandemie immer noch weite Teile der Welt im Griff, und so wird die Advents- und Weihnachtszeit erneut durch viele abgesagte Konzerte getrübt. Wir drücken fest die Daumen, dass es insbesondere für diejenigen, die in Kunst und Kultur tätig sind, ab Frühjahr 2022 wieder aufwärts gehen wird. Weiterlesen

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Schumanns Metronomangaben in seinen „Kinderszenen“. Chance, nicht Ärgernis.

„Tempo ist nicht zu definieren. Tempo hat keine eigene Existenz, es
kann also weder falsch noch richtig sein.
Was die Welt überhaupt noch nicht verstanden hat: Tempo hat nichts mit Geschwindigkeit zu tun […]. Es gibt nicht ein einziges Tempo, das Sie von Berlin nach London mitnehmen können […] Metronomangabe ,92’. Was ist 92? […] Eine Idiotie! Denn jeder Saal, jedes Stück, jeder Satz hat ein eigenes, absolutes Tempo, was diese Situation – nicht eine andere – wiedergibt.“

(aus: Stenographische Umarmung. Sergiu Celibidache beim Wort genommen, Con Brio Verlag 2002).

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